Die Kohlekrise in China breitet sich aus und droht, die Lieferketten und die Landwirtschaft im Ausland zu stören. In Indien und Südkorea mangelt es an Harnstoff. China hat auf alle Kohleprodukte, wie Harnstoff, neue Exportbeschränkungen erlassen. Chinas Kohlekrise bedroht jetzt Bauern in Indien und Lkw-Fahrer in Südkorea.
Harnstoff wird in Indien häufig als Düngemittel und in Südkorea zur Herstellung von Harnstofflösung verwendet. Diese Lösung wird zur Reduzierung der Dieselemissionen in Fahrzeugen und in Fabriken verwendet.
Südkoreanische Lkw-Fahrer sind verzweifelt auf der Suche nach einer Tankstelle, die noch Harnstofflösung an den Zapfsäulen anbietet. Einige müssen ihre Fahrzeuge stilllegen und aufgrund von Engpässen ihre Arbeit einstellen. Die Preise für Harnstofflösung sind auf den Gebrauchtmärkten um das Zehnfache gestiegen, obwohl die Regierung das Horten verboten hat.
Chinas Kohlekrise löst Logistikkrise in Südkorea aus
Experten der Logistikbranche sagen, dass der Mangel keine wesentlichen Auswirkungen auf die Lieferketten hat. Es kommt jedoch zu massiven Problemen, wenn sich die Situation nicht bis zum nächsten Monat verbessert.
„Längere Engpässe könnten zu einer Logistikkrise führen“, sagte Jung Hong-seok, Leiter des Policy Support Teams bei der Korea Integrated Logistics Association. Er sagte, Frachtcontainer mit Importen werden in Häfen stecken bleiben, Baustellen kommen zum Erliegen wegen fehlender Lieferungen und auch der Versandhandel wird stillstehen.
In Indien verbreitet sich Panik unter Bauern
Die Knappheit von Harnstoff und Dünger hat viele Bauern in Indien in Panik versetzt. Der Dünger ist für den Winterweizen wichtig und es kam zu Hamsterkäufen. Die Preise für Dünger haben sich in kurzer Zeit verdoppelt.
In vielen Läden war der Dünger ausverkauft, sodass viele Bauern leer ausgingen. Man erwartet deshalb geringere Ernten sowie teurere Lebensmittelpreise.
Die indische Regierung hat erklärt, dass es genügend Düngemittel gibt. Die Regierung geht hart gegen den Verkauf von Dünger auf dem Schwarzmarkt und das Hamstern vor. Das Ministeriums für Chemikalien und Düngemittel geht davon aus, dass mehr Dünger verfügbar ist, als aktuell nachgefragt wird.
Zollvorschriften und Chinas Kohlekrise sorgen für Knappheit
Der Harnstoffmangel begann letzten Monat zu eskalieren, als die chinesische Regierung neue Zollvorschriften erließ. Alle Exporte von Düngemittelinhaltsstoffen, einschließlich Harnstoff, benötigen neue Kontrollzertifikate. Der Export kam damit zum Erliegen.
China kämpft angesichts der Kohleknappheit um eine stabile Versorgung. Mindestens 18 Provinzen haben im September den Stromverbrauch gesenkt, um die Krise zu lindern. Die Arbeit in einigen Fabriken wurde stillgelegt und an manchen Orten Ampeln ausgeschaltet.
China produziert etwa 40 % des weltweiten Harnstoffs. Laut Regierungsdaten und Analysten macht der Export jedoch einen viel geringeren Anteil der weltweiten Nachfrage aus. Die Exporte machten im vergangenen Jahr etwa 10 % der chinesischen Harnstoffproduktion von etwa 56 Millionen Tonnen aus. Die restlichen 90% verbraucht China in der eigenen Landwirtschaft. Indien nimmt mehr als die Hälfte der Harnstoffexporte Chinas auf, und Südkorea ist der zweitgrößte Abnehmer.
Keine eigene Produktion – Südkorea muss Harnstoff aus dem Ausland kaufen
Von Januar bis September kamen laut dem Ministerium für Handel, Industrie und Energie rund 97,6 % der Harnstoffimporte Südkoreas aus China. Südkoreas letzte Fabrik zur Herstellung von Harnstoff hat 2011 die Produktion eingestellt, da die Konkurrenz durch Billighersteller im Ausland zu groß war.
Im Jahr 2015 verlangte Südkorea, dass alle Fahrzeuge mit Dieselmotor – einschließlich Lastwagen, Busse und Industriemaschinen – mit Abgasreinigungssystemen ausgestattet werden müssen. Motoren starten erst, wenn der Harnstofftank voll ist.
Die Berichte über einen Mangel an Harnstofflösung haben dazu geführt, dass Menschen in Südkorea landesweit Kisten mit der Flüssigkeit vor Feuerwachen abstellen, weil sie befürchten, dass Rettungsfahrzeuge nicht mehr einsatzbereit sein könnten.
Da die Bedenken zunehmen, hat der südkoreanische Präsident Moon Jae-In seine Regierung aufgefordert, das Angebot durch die Nutzung öffentlicher Ressourcen und diplomatischer Kanäle zu stabilisieren. Das Land hat nach Angaben des Wirtschafts- und Finanzministeriums in dieser Woche rund 27 Tonnen Harnstofflösung aus Australien per Luftfracht importiert. Ungefähr 200 Tonnen Harnstoff in Automobilqualität werden nächste Woche aus Vietnam verschifft, während Verhandlungen über die Beschaffung zusätzlicher 10.000 Tonnen Harnstoff aus anderen Nationen laufen, teilte das Ministerium mit.
Inzwischen sind Chinas Zollbehörden auf dem besten Weg, Lieferungen von rund 18.700 Tonnen Harnstoff zu genehmigen. Damit Liefert China genau die Menge, die bereits vertraglich festgelegt war.
Das Verteidigungsministerium bereitet außerdem vor, rund die Hälfte der 445 Tonnen Autoharnstofflösung im Besitz des Militärs in Form eines Darlehens an die Privatwirtschaft freizugeben.
Südkoreas Reserven reichen noch für 3 Monate
Die südkoreanische Regierung sagte am Mittwoch, dass die derzeitige inländische Versorgung mit Harnstofflösung in Kombination mit den geplanten Importchargen ausreichen sollte, um Versorgungsprobleme für drei Monate zu vermeiden.
Lotte Fine Chemical Co., auf die etwa die Hälfte der südkoreanischen Harnstofflösungsproduktion entfällt, hat nach eigenen Angaben seine Produktionslinie für 10-Liter-Harnstofflösungsprodukte eingestellt und produziert nur noch größere Mengen, die hauptsächlich an Tankstellen geliefert werden.
Das in Südkorea ansässige Unternehmen, das fast seinen gesamten Harnstoff aus China bezieht, kann mit den vorhandenen Reserven noch etwa einen Monat produzieren.
„Wir tun unser Bestes, um neue Kanäle für Harnstoffimporte zu erschließen, einschließlich Russland und Länder in Südostasien“, sagte ein Sprecher von Lotte Fine Chemical.
Wenn China die Produktion und die Exporte nicht bald wieder erhöht, kommt es in Südkorea zu größeren Problemen.