Die deutsche Chemieindustrie steckt in einer tiefen Krise. Bereits seit Monaten kämpfen Unternehmen mit sinkender Nachfrage, hohen Energiekosten und wachsendem Konkurrenzdruck. Jetzt zeigen neue Zahlen, dass sich die Lage weiter verschlechtert. Besonders die Geschäftserwartungen haben einen drastischen Einbruch erlitten (finanzmarktwelt: 04.03.35).
Geschäftsklima auf Talfahrt
Das ifo-Institut meldet für Februar einen erneuten Rückgang des Geschäftsklimas in der Chemieindustrie. Der Index fiel auf -18,2 Punkte, während er im Januar noch bei -14,8 Punkten lag. Zwar wird die aktuelle Geschäftslage mit -12,9 Punkten etwas besser bewertet als im Januar (-17,6 Punkte), doch die Erwartungen für die kommenden Monate verschlechtern sich dramatisch. Der entsprechende Wert sackt von -12,0 auf -23,3 Punkte ab.

Laut ifo steckt die Chemieindustrie damit weiter in einer existenziellen Krise. Die Gründe sind vielfältig: Hohe Energiepreise belasten die Produktion, während komplexe bürokratische Anforderungen Investitionen erschweren. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage schwach. Kunden aus wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobil- und Bauindustrie halten sich mit Bestellungen zurück.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit nimmt ab
Die deutschen Chemieunternehmen geraten zunehmend ins Hintertreffen. Innerhalb Europas verlieren sie Marktanteile, und auch auf globaler Ebene wächst der Druck. Besonders problematisch sind Handelshemmnisse, die den Export erschweren.
Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor kommt aus den USA. Donald Trump plant neue Zölle, die europäische Exporte empfindlich treffen könnten. Das ifo-Institut warnt, dass sich diese Maßnahmen negativ auf das Exportgeschäft der deutschen Chemieindustrie auswirken. Die ohnehin schwächelnden Auslandsaufträge könnten dadurch weiter einbrechen.
Auftragslage bleibt kritisch
Der Auftragsbestand wird von den Unternehmen weiterhin als äußerst niedrig eingeschätzt. Viele Chemiekonzerne haben Mühe, ihre Produktionskapazitäten auszulasten. Investitionen werden zurückgehalten, da die wirtschaftliche Zukunft ungewiss bleibt. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen spüren die Belastungen.
Die Exporterwartungen sind ebenfalls negativ. Viele Unternehmen rechnen mit weiter rückläufigen Auftragseingängen aus dem Ausland. Das schwache internationale Geschäft verstärkt die ohnehin angespannte Lage im Inland.
Produktionskürzungen und Stellenabbau geplant
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen setzen die Unternehmen verstärkt auf Kostensenkungen. Viele planen, ihre Produktion weiter herunterzufahren. Gleichzeitig sollen Stellen gestrichen werden. Schon jetzt leidet die Branche unter einer sinkenden Zahl an Arbeitsplätzen.
Die Zukunftsaussichten bleiben düster. Ohne grundlegende Verbesserungen bei Energiepreisen, Bürokratieabbau und Handelshemmnissen dürfte sich die Krise weiter verschärfen. Die Chemieindustrie steht vor einem langfristigen Strukturwandel, dessen Folgen noch nicht absehbar sind.
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