Der Verband der deutschen chemischen Industrie hat jetzt ermitteln lassen, wie viel Strom die Branche benötigt, um im Jahr 2045, wie von der Bundesregierung beschlossen, vollständig klimaneutral zu sein. Die gesamte Chemiebranche würde damit pro Jahr 685 Terawattstunden (TWh) an elektrischer Energie benötigen. Soviel Strom wird benötigt, um die gesamte chemische Grundstoffindustrie in Deutschland auf klimaneutrale Verfahren umzustellen. Der Stromverbrauch der Chemieindustrie läge damit über 20 Prozent höher, als der in ganz Deutschland verbrauchte Strom im Jahr 2021. Im Jahr 2021 hat Deutschland 662 TWh Strom verbraucht.
Insbesondere zur Herstellung von Grundstoffen wie zum Beispiel Olefine, Aromate, Ammoniak und Chlor würde die Branche gigantische Mengen an Strom benötigen, wenn die entsprechenden Produktionsprozesse CO₂-frei sein sollen.
Strombedarf der Chemieindustrie liegt fast 30 Prozent über aktueller Stromerzeugung
Eine entsprechende Studie haben Wissenschaftler in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht. Dabei wurde davon ausgegangen, dass alle auf Erdöl und Erdgas basierenden Prozesse auf methanolbasierte Verfahren umgestellt werden. Die Studie betrachtet die Umstellung dabei weltweit, um die globale Auswirkung zu berücksichtigen. Bei einer reinen Fixierung auf einzelne Länder wäre der Effekt auf die globale Auswirkung nicht gegeben. Denn dann wäre die Verlagerung von Produktionsstätten in Länder mit weniger strengen Klimaanforderungen nicht berücksichtigt. Mit einer Umstellung auf methanolbasierte Verfahren, läge der weltweite Strombedarf für die Chemieindustrie bei bis zu 32 Petawattstunden. Ausgeschrieben sind das 32.000.000.000.000 Kilowattstunden bzw. 32.000 TWh. Eine Zahl, die man sich eigentlich nicht mehr vorstellen kann. Um diese Zahl in Relation zu setzen: die weltweite Stromproduktion liegt aktuell bei 25 Petawattstunden.
Mit grünem Wasserstoff wird der Stromverbrauch noch höher
Dabei könnte der Stromverbrauch noch deutlich höher ausfallen, denn die Studie geht davon aus, dass man den benötigten Wasserstoff in der Chemieindustrie aus Methan gewinnt und nicht durch Elektrolyse. Dabei wird Methan in Wasserstoff und Kohlenstoff aufgespalten. Klimaneutralität erreicht man dabei nur, wenn man diesen Kohlenstoff deponiert. Zudem ist man bei der Wasserstoffproduktion aus Methan weiterhin auf Erdgas angewiesen. Sollte nur noch grüner Wasserstoff aus Elektrolyse verwendet werden dürfen, wird der Strombedarf der Chemieindustrie noch kräftig ansteigen.