Die Insolvenz von Venator trifft die deutsche Chemiebranche hart. Nach fast 150 Jahren muss das Unternehmen an den Standorten Duisburg und Krefeld ein Insolvenzverfahren eröffnen. Für rund 700 Beschäftigte geht es nun um ihre Arbeitsplätze, während die Folgen der Energiekrise die Situation weiter verschärfen (bild: 10.09.25).
Zwei Standorte unter Druck
Zuerst meldete das Werk in Krefeld-Uerdingen Insolvenz an, kurze Zeit später folgte auch Duisburg. In Krefeld arbeiten 410 Menschen, in Duisburg rund 290. Schon im Vorjahr hatte Venator drastisch umgebaut: Rund 290 Stellen entfielen, zudem endete die Produktion von Titandioxid. Doch die Einschnitte reichten nicht aus, um den Betrieb in der Chemiebranche profitabel zu halten.

Besonders das Duisburger Werk spielt eine zentrale Rolle. Hier entstehen Pigmente und Additive, die in Farben, Kunststoffen, Kosmetik und Autos genutzt werden. Trotz breiter Produktpalette geriet auch dieser Standort in ein Insolvenzverfahren, da die Energiekrise die Kosten massiv in die Höhe trieb.
Ursachen im globalen Umfeld
Laut der vorläufigen Insolvenzverwalterin Sarah Wolf haben sich vor allem die Energie- und Rohstoffpreise seit Beginn des Ukraine-Kriegs enorm erhöht. Gleichzeitig stoppte die britische Konzernmutter die Finanzspritzen für die deutschen Gesellschaften. Zeitgleich eröffnete sie im Vereinigten Königreich Verfahren für andere Teile von Venator. Diese Abhängigkeit verschärfte die Lage und gefährdete zahlreiche Arbeitsplätze.
Hinzu kam die Tatsache, dass Krefeld bereits 2009 ein Insolvenzverfahren durchlief. Nun wiederholt sich die Krise – mit noch gravierenderen Auswirkungen für die Belegschaft und die gesamte Chemiebranche.
Hoffnungsträger Duisburg
In Duisburg läuft der Betrieb weiter. Löhne und Gehälter sind durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Wolf betonte: „Unser Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb in Duisburg zu stabilisieren und eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu entwickeln.“
Der Betriebsrat appellierte an die Mitarbeiter, motiviert zu bleiben. „Wenn wir jetzt den Kopf in den Sand stecken, dann haben wir verloren“, so Uwe Sova. Er verwies darauf, dass das Duisburger Werk im Gegensatz zu anderen Teilen von Venator noch schwarze Zahlen schreibt. Damit besitzt dieser Standort eine Chance, Investoren zu überzeugen.
Unterschiedliche Ausgangslagen
Während Duisburg als profitabler Teil gilt, kämpft Krefeld stärker mit den Folgen der Energiekrise. Die Belastung durch Rohstoffpreise und die schwache Weltkonjunktur ist hier besonders hoch. Viele Beschäftigte fürchten, dass ihre Arbeitsplätze endgültig verloren gehen.
Die Abhängigkeit vom Mutterkonzern in Großbritannien zeigte deutlich, wie wenig Einfluss die deutschen Standorte auf eigene Entscheidungen hatten. Ohne frisches Kapital geriet selbst ein traditionsreiches Unternehmen wie Venator in Schieflage.
Ungewisse Zukunft
Ob ein Käufer gefunden wird, entscheidet über die kommenden Monate. Duisburg könnte dank seiner positiven Bilanz attraktiv sein, während Krefeld stärker um eine Rettung kämpfen muss. Entscheidend bleibt, ob Investoren Vertrauen in die Chemiebranche haben und bereit sind, trotz Energiekrise einzusteigen.
Nach fast 150 Jahren endet für Venator möglicherweise eine Ära. Noch besteht Hoffnung, dass zumindest ein Teil des Unternehmens überlebt und die betroffenen Menschen ihre Arbeitsplätze behalten. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob das Insolvenzverfahren einen Neuanfang ermöglicht oder endgültig den Schlusspunkt setzt.
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