CDU und SPD fordern flächendeckende Kartenzahlung, um Steuerbetrug in bargeldintensiven Branchen zu bekämpfen. Noch immer fehlt in vielen Betrieben die Möglichkeit zur digitalen Bezahlung. Besonders in der Gastronomie führen offene Ladenkassen zu erheblichen Steuerausfällen. Die künftige Bundesregierung plant deshalb eine verpflichtende Umstellung auf elektronische Kassensysteme (welt: 05.04.25). „Unser Ziel ist es, in bargeldintensiven Bereichen wie beispielsweise der Gastronomie den Steuerbetrug zu bekämpfen und so die vielen steuerehrlichen Unternehmer zu schützen.“
Registrierkassenpflicht und Kartenzahlung als Doppelstrategie
SPD-Finanzpolitiker drängen auf eine allgemeine Registrierkassenpflicht. „Wir wollen eine allgemeine Registrierkassenpflicht, die Zeit der offenen Ladenkassen muss vorbei sein“, erklärt Schrodi. Gemeinsam mit CDU und CSU besteht Einigkeit, nach der bevorstehenden Evaluierung des Kassengesetzes aus dem Jahr 2016 gesetzliche Nachschärfungen vorzunehmen. Elektronische Kassen sollen die Erfassung der Umsätze erleichtern und Manipulationen verhindern.

Rückendeckung erhält die Initiative von der Deutschen Steuergewerkschaft. Deren Vorsitzender Florian Köbler betont: „Wenn jeder mit Karte zahlen würde, wären die Steuereinnahmen sehr viel höher.“ Kartenzahlung hinterlasse eine nachvollziehbare Spur, wodurch Steuerhinterziehung erheblich erschwert werde. Auch Schwarzarbeit lasse sich durch digitale Transaktionen besser aufdecken und kontrollieren.
Dehoga kritisiert Belastung durch Kartenzahlung für kleinere Betriebe
Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) stößt der Vorstoß auf Widerstand. Geschäftsführer Jürgen Benad warnt vor zusätzlicher Belastung für die Betriebe. Die Einführung von Kartenzahlung bringe zwar Komfort für Gäste, verursache aber auch erhebliche laufende Kosten – darunter Leasingraten für Geräte, Transaktionsgebühren sowie technische Servicekosten. Diese Ausgaben könnten kleinere Betriebe kaum noch stemmen.
Auch die Registrierkassenpflicht trifft auf Ablehnung. Benad hebt hervor, dass vor allem auf Märkten oder Festen offene Ladenkassen aus praktischen Gründen genutzt würden: „Gastronomen, die beispielsweise auf Volksfesten oder Weihnachtsmärkten ihre Speisen und Getränke anbieten, machen von der Möglichkeit Gebrauch, dort eine offene Ladenkasse zu verwenden, weil dies praktikabler ist.“ Für viele Kleinstbetriebe sei die Umstellung auf ein digitales System kaum finanzierbar.
Milliardenschäden durch nicht erfasste Umsätze
Prüfungen zeigen regelmäßig, dass in Bargeldbranchen Einnahmen zu niedrig angegeben werden. Dem Fiskus entgehen dadurch jedes Jahr zwischen zehn und 15 Milliarden Euro an Umsatz- und Gewinnsteuern. Hinzu kommen Lohnsteuern und Sozialabgaben, wenn Beschäftigte ohne offizielle Anmeldung arbeiten. Der geschätzte Gesamtschaden liegt bei bis zu 70 Milliarden Euro pro Jahr.
Diese Zahlen belegen die Dringlichkeit politischer Maßnahmen. Steuerhinterziehung in großem Stil untergräbt das Vertrauen in die Wirtschaft und führt zu Wettbewerbsverzerrung. Ehrliche Betriebe geraten so zunehmend unter Druck. Union und SPD halten daher an ihrer Linie fest – trotz der kritischen Stimmen aus dem Gastgewerbe.
Digitale Bezahlvorgänge schaffen Transparenz
Kartenzahlung eröffnet neue Möglichkeiten der Kontrolle und Datensicherheit. Durch den digitalen Zahlungsnachweis können Finanzämter einfacher nachverfolgen, ob Einnahmen korrekt deklariert wurden. Die technische Erfassung macht das System nachvollziehbar und senkt das Risiko steuerlicher Manipulationen.
Langfristig könnte der digitale Wandel auch das Vertrauen der Kundschaft stärken. Betriebe, die auf Transparenz setzen, positionieren sich im Wettbewerb besser. Trotz der Herausforderungen im Umstellungsprozess gilt Kartenzahlung in vielen Bereichen bereits als Standard – nun soll sie zur Pflicht werden.
Lesen Sie auch:
- EU-Führerschein soll nur noch 15 Jahre gültig sein – neue Regeln für Gesundheit
- Kritische Sicherheitslücken bei elektronischen Patientenakten
- Digitale Stromzähler werden Pflicht
- Bundesbank warnt vor Problemen bei der Versorgung mit Bargeld




