Bonner Seilbahn droht zu scheitern – Millionen versenkt, Vertrauen erschüttert

Die Idee einer Seilbahn für Bonn existiert seit den 1950er-Jahren. Damals stand sie für eine visionäre Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr. Später trat der Klimaschutz stärker in den Vordergrund, und ab 2012 präsentierte die Stadt das Projekt als zukunftsweisendes Aushängeschild. Geplant ist eine Beförderung von täglich rund 15.000 Fahrgästen, was rund 12,4 Millionen eingesparten Pkw-Kilometern pro Jahr entspricht. Für die Infrastruktur kalkulierte die Stadt im Jahr 2019 mit 66 Millionen Euro netto, inklusive Planungskosten. Bereits heute flossen über 20 Millionen Euro in Studien, Gutachten und Vorplanungen. Inzwischen sprechen Schätzungen jedoch von möglichen Gesamtkosten von bis zu 100 Millionen Euro, getrieben durch Inflation und steigende Materialpreise. Damit wächst nicht nur die finanzielle Dimension, sondern auch die Skepsis gegenüber der Realisierbarkeit. Die Projektkosten entwickeln sich so zu einem zentralen Risiko (ksta: 15.09.25).


Kritik an fehlender Transparenz bei der Seilbahn

Besonders die CDU erhebt schwere Vorwürfe gegen Oberbürgermeisterin OB Dörner und die Stadtspitze. Vertreter der Fraktion werfen den Verantwortlichen vor, entscheidende Informationen nicht offengelegt zu haben. Bei einer Akteneinsicht am 25. August 2025 sei klar geworden, dass Gespräche mit der DHL-Group in Anwesenheit der Oberbürgermeisterin und des Planungsdezernenten stattgefunden hatten. Dennoch fehlten sowohl Protokolle als auch der zugehörige Schriftverkehr in den vorgelegten Unterlagen.

Bonner Seilbahn vor dem Aus: Streit mit DHL-Group, Kritik an OB Dörner und steigende Projektkosten belasten das Großprojekt
Bonner Seilbahn vor dem Aus: Streit mit DHL-Group, Kritik an OB Dörner und steigende Projektkosten belasten das Großprojekt

CDU-Vertreter Rainer Haid betonte, dass die Korrespondenz unmittelbaren Einfluss auf die geplante Trassenführung gehabt habe. Ohne die vollständige Dokumentation lasse sich das Vorgehen nicht nachvollziehen. „Sollte es tatsächlich keine weiteren Unterlagen geben, wäre das nicht nur sträflich fahrlässig, sondern auch rechtswidrig. Ein solches Vorgehen zerstört Vertrauen und erinnert fatal an das WCCB“, erklärte Haid. Auch hier rücken die Projektkosten in den Fokus, da Entscheidungen ohne Transparenz jede weitere Finanzierung erschweren.

Planungsänderungen belasten den Bonner Verkehr

Bereits vor der aktuellen Debatte hatte die Stadt mit unerwarteten Änderungen an der Trassenführung für Irritation gesorgt. Im Juni 2025 tauchte plötzlich eine neue Routenplanung auf, die die östliche Endhaltestelle auf der rechten Rheinseite versetzte. Auch hier erfolgte keine umfassende öffentliche Information. Die wiederholten Anpassungen lassen Zweifel an der Verlässlichkeit des gesamten Verfahrens wachsen und sorgen gleichzeitig für Unsicherheit im Bonner Verkehr.

Die erneute Planänderung unterstreicht die Schwierigkeiten im Zusammenspiel zwischen Verwaltung und DHL-Group. Statt Planungssicherheit entstehen neue Risiken, die wiederum die Projektkosten in die Höhe treiben könnten. Für viele Bürgerinnen und Bürger bedeutet das ein zunehmendes Misstrauen gegenüber der Politik und insbesondere gegenüber OB Dörner.

Stellungnahme der Stadt zum Großprojekt

Die Stadtverwaltung weist die Vorwürfe der Intransparenz zurück. Nach eigener Darstellung finden Gespräche mit mehreren Anliegern entlang der geplanten Strecke statt. Über jede einzelne Verhandlung detailliert zu informieren, sei weder sinnvoll noch praktikabel. Stattdessen beabsichtigt die Verwaltung, die überarbeitete Planung als Gesamtpaket dem politischen Gremium vorzulegen. Gleichzeitig räumte man ein, dass die DHL-Group die vorgesehenen Seilbahnstützen auf ihrem Gelände nicht akzeptiere. Dennoch äußerte die Stadt Zuversicht, die Zahl und den Standort der Stützen anpassen zu können, um eine Lösung im Sinne aller Beteiligten zu erreichen.

Auch wenn diese Position beschwichtigend klingt, bleiben Zweifel bestehen. Kritiker verweisen darauf, dass steigende Projektkosten den Handlungsspielraum weiter einengen. Zudem stellt sich die Frage, wie der Bonner Verkehr von einer Lösung profitieren soll, wenn zentrale Partner blockieren.


Offene Zukunft für die Seilbahn

Die Situation rund um die Bonner Seilbahn bleibt damit unübersichtlich. Einerseits steht das Projekt für klimafreundliche Mobilität mit hohem Symbolwert, andererseits drohen Konflikte mit wichtigen Grundstückseigentümern. Hinzu kommen Zweifel an der Transparenz des politischen Prozesses, wachsende Projektkosten und der Druck durch die DHL-Group. Auch die Rolle von OB Dörner bleibt im Mittelpunkt der Kritik. Solange zentrale Fragen ungeklärt bleiben, ist die Zukunft dieses Vorhabens unsicherer denn je – mit Folgen, die den gesamten Bonner Verkehr betreffen könnten.

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