Der Streit um die geplante Windkraftanlage in Bönningstedt hat ein Ende. Die Bürgerinitiative „Natur statt Windkraft-Giganten“ stoppte mit vereinten Kräften den geplanten Windpark vor der Gemeinde bei Hamburg. Rund 180 Einwohner mobilisierten über Monate hinweg gegen den Investor Green Fox Energy. Ihr Widerstand zeigt, dass Naturschutz, Energiewende und Bürgerinteressen nicht immer im Einklang stehen. In Zeiten der Klimawende erhält dieser Fall besondere Bedeutung – auch über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus (focus: 16.10.25).
Bürgerinitiative erzwingt Rückzug in Bönningstedt
Die Anwohnergruppe hatte sich früh organisiert und mit Entschlossenheit agiert. Flugblätter, Informationsabende und Protestaktionen sorgten dafür, dass die Bevölkerung von Bönningstedt geschlossen auftrat. Der Investor reduzierte die Zahl der geplanten Windkraftanlagen von ursprünglich mehreren auf nur noch vier – doch der Widerstand blieb. Laut Hamburger Abendblatt sah Projektleiter Andreas Krause schließlich keine Erfolgschance mehr und erklärte: „Das Thema ist für uns tot.“

Für viele Einwohner war das ein Moment der Erleichterung. BI-Sprecher Klaus Niemöhlmann sprach von einem „abgewendeten Wahnsinn“. Die Bürgerinitiative hatte erreicht, was kaum jemand für möglich hielt: den Stopp eines Windpark-Projekts, das den Ort dauerhaft verändert hätte.
Energiewende oder Umweltschutz?
Der Fall Bönningstedt verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen ambitionierter Energiewende und lokalem Naturschutz. Während Befürworter der Klimawende auf den Ausbau erneuerbarer Energien drängen, warnen Gegner vor den Folgen für Landschaft und Lebensqualität. Auch die Landesregierung in Kiel reagiert: Bestimmte Flächen sollen künftig als „Vorranggebiete für Natur und Landschaft“ gelten.
Peter Liske, ehemaliger Bürgermeister und Unterstützer der Gegner, betonte: Schleswig-Holstein produziere bereits mehr Windstrom, als das Land verbrauche. Orte wie Bönningstedt, Tangstedt oder Ellerbek eigneten sich nicht als Standorte für gigantische Windkraftanlagen. Damit sprach er vielen aus der Seele, die in ihrer Gemeinde bei Hamburg keinen Industriebau im Grünen sehen wollen.
Symbol für lokale Stärke
Die Entscheidung hat Strahlkraft über Bönningstedt hinaus. Sie zeigt, dass Bürgerproteste Erfolg haben können, wenn Engagement, Sachverstand und Hartnäckigkeit zusammentreffen. Zugleich zeigt der Fall, wie schwierig es ist, Energiewende und Umweltschutz miteinander zu vereinbaren.
Green Fox Energy reagierte erstaunlich versöhnlich. Man wolle künftig über kleinere Projekte sprechen, hieß es. Laut Hamburger Abendblatt bleibe das Unternehmen gesprächsbereit, sofern „Höhe und Zahl der Anlagen“ begrenzt bleiben. Damit könnte ein Kompromiss entstehen, der sowohl Naturschutz als auch Energiebereitstellung berücksichtigt.
Ein Signal für andere Gemeinden
Die Ereignisse in Bönningstedt markieren einen Wendepunkt im Umgang mit der Energiewende auf lokaler Ebene. Sie belegen, dass Bürgerinitiativen Einfluss nehmen können, wenn die Bevölkerung konsequent agiert. Für viele Orte im Norden, die ähnliche Projekte befürchten, gilt die Gemeinde bei Hamburg inzwischen als Vorbild.
Ob dieses Beispiel Schule macht, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Klar ist jedoch: Der Erfolg der Anwohnergruppe von Bönningstedt unterstreicht die wachsende Bedeutung regionaler Mitbestimmung – und setzt ein starkes Zeichen für Umweltschutz und verantwortungsvolle Klimawende.
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