Die Krise bei den deutschen Automobilherstellern hält an. Auch die BMW Group musste nach enorm hohen Erträgen in der Vergangenheit im zurückliegenden Geschäftsjahr 2024 erhebliche Gewinneinbrüche hinnehmen. Dennoch, bei BMW sehen die perspektivischen Strukturausrichtungen ein wenig anders aus und bei genauer Betrachtung relativiert sich die aktuelle Situation. Bei einem konkreten Blick auf die Branche kann von Entspannung oder gar einem Wendepunkt allerdings nicht gesprochen werden. (FAZ, 14.03.2025)
Umsatz- und Gewinneinbußen
Die Jahre mit rekordverdächtigen Erträgen bei BMW scheinen vorbei zu sein, was das abgelaufene Geschäftsjahr klar aufgezeigt hat. Zwar konnte der Konzern nach Steuerabzug immer noch 7,7 Milliarden Euro verbuchen, doch waren dies 37 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Beim Blick auf die Jahresbilanzen fällt dabei auf, dass der Rückgang sich nun schon das zweite Jahr in Folge fortführt. Auch beim Umsatz, im Jahr 2024 waren es 142 Milliarden Euro, setzte sich dieser Trend mit einem Minus von 8,4 Prozent weiter fort.

Im Herbst 2024 belasteten besonders die Probleme des Konzerns mit Zulieferern wie beispielsweise Continental die Produktion. Rückrufe, Gewährleistungsansprüche und Auslieferungssperren waren die Folge. Nebeneffekte, welche die BMW Group im zweiten Halbjahr 2024 mit weltweiten negativen Absatzeffekten belasteten und den Vorstand dazu veranlassten, die ausgegebene Jahresprognose nach unten zu korrigieren. Im weiteren Verlauf verlor die BMW-Aktie im vorbörslichen Handel zwischenzeitlich mehr als 3 Prozent.
Problemmarkt China und die Ungewissheit in den USA
Als wichtigster Markt für BMW mit einem Verkaufsanteil von 29 Prozent brach 2024 auch in China der Verkauf von Fahrzeugen um 13,4 Prozent ein. Dennoch konnte der Konzern im gesamten asiatischen Raum fast 1 Million Fahrzeuge der Marken BMW und Mini absetzen. Am Hauptsitz in München verwies man noch im Januar dieses Jahres darauf, dass gerade in der Sparte des chinesischen Luxussegments BMW immer noch die Spitzenposition behaupten würde. Der Ausblick in anderen Segmenten, wo bedeutende Meilensteine erreicht werden konnten, stimme für die Zukunft positiv.
2,55 Millionen Autos konnte die BMW Group im Jahr 2024 weltweit verkaufen. Neben Europa bleibt auch der Standort in Spartanburg, USA ein wichtiger Faktor in der Gesamtbilanz. Gemessen am Wert von etwa 10,1 Milliarden US-Dollar der knapp 400.000 im Werk produzierten Premium-Pkws blieb die BMW Group größter Auto-Exporteur der USA. Aufgrund der dauerhaft wechselnden Steuer- und Zollpolitik des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump gestaltet sich die Situation in den USA allerdings herausfordernd.
Branchenexperte sieht gute Gewinnzahlen nach Normalisierungsphase
Ein weitreichende Rück- und Vorausblick sei notwendig, um die Lage richtig einzuschätzen, so der Branchenexperte der Automobilwirtschaft, Frank Schwope, welcher auch an der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) lehrt. Schwope bezieht sich bei seinem Resümee vor allem auf die Gegebenheiten während der fast schon in Vergessenheit geratenen Corona-Jahre 2020 bis 2022. Der hieraus resultierende Fahrzeug- und Chipmangel ließ kaum Verkaufsrabatte zu und bewirkte eine Verschiebung hin zu explizit teureren Fahrzeugmodellen.
In der Folge konnten die Hersteller Gewinnmargen erzielen, die in „normalen“ Jahren nicht zu erreichen gewesen wären, so der Experte. Der Rekordgewinn von BMW datiert aus dem Jahr 2022 und betrug 18,6 Milliarden Euro. Die Bilanz der Jahre vor der Corona-Krise mit einem Rekordgewinn von 8,7 Milliarden im Jahr 2017 relativiere nach der Auffassung von Schwope die aktuelle Situation. Somit erscheinen auch die im letzten Jahr erwirtschafteten 7,7 Milliarden in einem anderen Licht.
Im Gegensatz zu anderen Herstellern scheint BMW die Zeichen der Zeit und eine strukturelle Anpassung rechtzeitig erkannt zu haben. Betrachtet man den Markt und auch das angefangene Geschäftsjahr 2025, so konnte BMW besonders im Segment der Elektroautos innerhalb Europas, aber auch in den USA sogar um bis zu 13,4 Prozent zulegen. Neue Modelle wie beispielsweise der innovative vollelektrische iX1 könnten Mut machen und die Weichen für die Zukunft stellen.
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