Blaupunkt verschwindet für immer – vom Technikpionier zum reinen Logo

Blaupunkt stand über Jahrzehnte für deutsche Ingenieurskunst in der Unterhaltungselektronik. Mit der endgültigen Löschung aus dem Handelsregister endet nun auch formal das traditionsreiche Kapitel. Übrig bleibt lediglich das Logo, das weltweit für Lizenzprodukte genutzt wird – ohne Verbindung zu seiner ursprünglichen Substanz (chip: 22.09.25).


Ein Insolvenzverfahren mit ungewöhnlicher Dauer

Bereits 2015 leitete die Geschäftsführung ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ein. Trotz intensiver Gespräche mit Investoren entstand kein tragfähiges Konzept. Zwar gingen einzelne HiFi-Sparten an neue Eigentümer, doch der Standort Hildesheim musste schließen und die verbliebene Belegschaft verlor ihre Stellen. Für die Region bedeutete dies einen harten Einschnitt, da Blaupunkt dort über Jahrzehnte als wichtiger Arbeitgeber galt.

Blaupunkt verschwindet endgültig – vom HiFi-Pionier zum Lizenzlogo. Insolvenzverfahren, Markenrechte und Unterhaltungselektronik im Wandel
Blaupunkt verschwindet endgültig – vom HiFi-Pionier zum Lizenzlogo. Insolvenzverfahren, Markenrechte und Unterhaltungselektronik im Wandel

Die Abwicklung des Verfahrens zog sich fast zehn Jahre in die Länge. Komplexe Fragen zu Markenrechten und Forderungen der Gläubiger verhinderten ein schnelles Ende. Erst 2023 erfolgte die endgültige Löschung im Handelsregister. Damit verschwand Blaupunkt als Unternehmen, auch wenn die Marke für Produkte weiterlebt.

Markenrechte statt Technikkompetenz

Blaupunkt war einst ein Aushängeschild für HiFi-Innovationen und Autoradios. Heute steht der Name nur noch auf Geräten aus Lizenzfertigung. Die Markenrechte liegen inzwischen bei einem US-Unternehmen, das den Schriftzug für Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik nutzt. Für Verbraucher mag das Logo vertraut wirken, doch die technische Kompetenz aus Hildesheim existiert nicht mehr.

Mit dem Verkauf der Fachabteilungen verschwand das Know-how im Car-HiFi-Bereich. Aus einem Pionier der Unterhaltungselektronik entwickelte sich ein reines Marketinglabel. Damit bleibt Blaupunkt zwar sichtbar, doch ohne die Substanz, die die Marke einst stark machte.

Parallelen in der Wirtschaft

Der Fall zeigt eine Entwicklung, die auch andere Unternehmen trifft. Ein großer Discounter plant die Schließung von bis zu 400 Filialen, während gleichzeitig der langjährige Vorstandschef seinen Posten aufgibt. Solche Einschnitte verdeutlichen, wie schwierig es geworden ist, in einem dynamischen Marktumfeld zu bestehen.

Auch in der Industrie mehren sich Probleme. Eine Möbelfabrik meldete innerhalb von neun Jahren zum zweiten Mal ein Insolvenzverfahren an. Ob der Betrieb diesmal gerettet werden kann, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Damit bleibt der Druck auf den Mittelstand hoch, ähnlich wie es bei Blaupunkt der Fall war.


Vom HiFi-Pionier zum bloßen Schriftzug

Blaupunkt steht heute nur noch für ein Logo, das über Lizenzverträge in Umlauf gebracht wird. Markenrechte ersetzten die frühere Produktentwicklung, internationale Rechteinhaber verdrängten regionale Fertigungsstätten. Verbraucher sehen zwar weiterhin den Namen, doch die einstige deutsche Technikkompetenz ging verloren.

Die Geschichte macht deutlich, wie ein Traditionsunternehmen in der Unterhaltungselektronik seine Bedeutung verliert. Einst prägten Innovationen im HiFi-Bereich das Image, heute fehlt jede Verbindung zum Original. So bleibt Blaupunkt als Name bestehen, aber das eigentliche Unternehmen existiert nicht mehr.

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