Nachdem Bundeswirtschaftsminister Habeck die Frühwarnstufe des Gas-Notfallplans ausgerufen hat, bestätigt jetzt die Bundesnetzagentur die Vorbereitungen zu einer Rationierung. Anlass für die Vorbereitung ist die unvermeidbare Abschaltung der Industrie bei einer mangelnden Gasversorgung. Deshalb habe die Behörde die energieintensive Industrie vor einer möglichen Rationierung von Erdgas bereits vorgewarnt. Deutsche Unternehmen würden nicht über einen gesetzlichen Schutz verfügen, der ihnen eine Versorgung mit Energie garantiere. Die deutsche Wirtschaft steht damit vor einer großen Krise.
Vielen Unternehmen Rationierung von Gas angekündigt
Christian Hampel von der Rechtsberatungsgesellschaft BDO Legal in Berlin hat in der Berliner Zeitung erklärt, dass bereits zahlreiche Unternehmen von ihren Gasversorgungsunternehmen Briefe erhalten haben. Darin erhielten sie die Ankündigung, dass ihre Energielieferungen zukünftig rationiert oder abgeschaltet werden könnten. Die Chancen, dass betroffene Firmen eine entsprechende Entschädigung bekommen könnten, schätzt Hampel als sehr gering ein.
Energieintensive Unternehmen zuerst betroffen
Ein Lieferstopp würde zunächst die energieintensive Industrie treffen. Manager betroffener Unternehmen warnen bereits vor entsprechenden Produktionsausfällen. Insbesondere die Chemieindustrie benötigt viel Erdgas, und zwar nicht nur als Energieträger, sondern auch als Rohstoff für die Produktion. Betroffen wären auch die deutsche Stahl- und Metallverarbeitungsindustrie, sowie die Glas- und Keramikproduktion. In diesen Industriezweigen ist Erdgas der wichtigste Energieträger.
Rationierung bald auch bei Diesel möglich
Von einer Rationierung könnte auch bald Diesel betroffen sein. Fortune zitiert den Chef des in der Schweiz ansässigen Ölhändlers Vitol, der davon ausgeht, dass sich der abzeichnende Engpass bei Diesel bald als Albtraum erweisen könnte. Auf eine drastische Verknappung von Diesel haben aber auch schon die Chefs der Rohstoffhändler Gunvor und Trafigura hingewiesen. Diesel sei vor allem deshalb am schlimmsten betroffen, weil Europa täglich fast eine Million Barrel russischen Diesels importiere. Dazu komme, dass weltweit die Ölvorräte in den nationalen Lagern nur sehr gering wären. In Großbritannien haben Experten der Regierung bereits empfohlen, die Preise für Diesel drastisch zu erhöhen, damit die Konsumenten weniger verbrauchen. Damit sollte eine staatliche Rationierung vermieden werden.