Alarmstimmung bei BayWa, Deutschlands größtem Agrarhändler. Der Konzern kämpft mit massiven Verlusten im Solarpanelgeschäft und sucht dringend einen Sanierungsexperten für die Führung. Diese finanziellen Probleme könnten auch die deutschen Bauern, besonders in Bayern, hart treffen. BayWa ist der größte Abnehmer für landwirtschaftliche Produkte in Deutschland und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 24 Milliarden Euro. Das Unternehmen hat den Anspruch, die Ernte „auf allen Kontinenten“ zu vermarkten (rnd: 12.07.24).
Baywa in der Krise: Sanierungsberater und Restrukturierungsexperte sollen retten
BayWas Vorstandschef Marcus Pöllinger hat kürzlich Sanierungsberater von Roland Berger mit einem IDW-S6-Gutachten beauftragt. Dieses Gutachten soll klären, unter welchen Bedingungen das Unternehmen überlebensfähig ist. Für Banken ist dieses Ergebnis entscheidend, um zu entscheiden, wie sie weiterhin als Finanzierer auftreten können.
Ein BayWa-Sprecher bestätigte, dass das Gutachten in Auftrag gegeben wurde. Auf Druck der Banken soll zudem schnell ein Chief Restructuring Officer in die Führungsebene eintreten. Dies ist ein klares Zeichen für die angespannte finanzielle Situation. Ein Sprecher erklärte: „Wir planen das Team zu verstärken, um den angestoßenen Konsolidierungskurs konsequent und systematisch voranzutreiben.“
Schuldenkrise bei BayWa: Milliardenverlust und Solarpanel-Desaster
BayWa leidet unter hohen Schulden und dem Preisverfall im Solarpanelhandel. Diese Faktoren haben die Eigenkapitalquote Ende letzten Jahres auf unter 14 Prozent gedrückt. Im ersten Quartal dieses Jahres verschlechterte sich die Lage weiter. Das Ergebnis im Geschäftsfeld Energie, zu dem auch der Solarpanelhandel gehört, fiel auf ein operatives Minus von 66,8 Millionen Euro, verglichen mit einem Gewinn von 57,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der geplante Verkauf des verlustreichen Solargeschäfts konnte das Unternehmen bisher nicht realisieren. Konzernweit verzeichnete BayWa in den ersten drei Monaten einen Verlust von 61,3 Millionen Euro. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Die Dividende wurde für dieses Jahr komplett gestrichen. Die Schulden belaufen sich auf mehr als 6 Milliarden Euro, hauptsächlich kurzfristig finanziert. Wichtige Gläubiger sind unter anderem die Deutsche Bank, Commerzbank, LBBW und DZ Bank.
Aktienkurs und Kommunikation
Trotz der finanziellen Probleme ist der Aktienkurs von BayWa in den letzten vier Wochen um rund acht Prozent gestiegen. Auf die Frage, ob das Unternehmen seine Aktionäre über das Sanierungsgutachten und die geplante Berufung eines Restrukturierungsexperten hätte informieren müssen, antwortete ein Sprecher schriftlich: „Wir haben unsere Offenlegungspflichten jederzeit pflichtgemäß erfüllt.“ Kurze Zeit später veröffentlichte BayWa eine Ad-hoc-Mitteilung und sprach von einer „angespannten Finanzierungslage“.
Die Zukunft von BayWa steht auf dem Spiel. Die finanziellen Herausforderungen sind enorm, und die Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland könnten erheblich sein. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob der Sanierungskurs erfolgreich eingeleitet werden kann und wie die Banken und Aktionäre darauf reagieren.
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