Baubeginn von 18 Windrädern im Reinhardswald: Zerstörung eines einzigartigen Naturerbes

Bagger planieren den Grimmschen Märchenwald im Reinhardswald. Anwohner stehen fassungslos vor den Bauzäunen, Tränen in den Augen. Wäre dieser Wald durch Öl-Fracking bedroht, der Aufschrei wäre unüberhörbar. Doch hier handelt es sich um den Bau von Windrädern – und die Empörung bleibt gedämpft. Dabei hat der Preis für die grüne Energiewende eine bittere Dimension (bild: 17.11.24).


Martialische Zerstörung eines historischen Waldes

In dieser Woche wühlen tonnenschwere Bagger im Reinhardswald, einem der ältesten und größten zusammenhängenden Mischwaldgebiete Deutschlands. Dieselqualm zieht über die Baumkronen, während die Maschinen mit einer Brutalität den Waldboden umpflügen, die kaum zu ertragen ist. All das geschieht, obwohl noch neun Klagen gegen den Bau offen sind.

Die zerstörerischen Auswirkungen des Baus von Windrädern im Reinhardswald - ein Verlust für die deutsche Natur und Kulturerbe
Die zerstörerischen Auswirkungen des Baus von Windrädern im Reinhardswald – ein Verlust für die deutsche Natur und Kulturerbe

Dieser uralte Wald, tief verwurzelt in der deutschen Märchen- und Kulturgeschichte, wird für die Fundamente von 18 gigantischen Windrädern geopfert. Jedes Rotorblatt ist 70 Meter lang, insgesamt erreichen die Anlagen eine Höhe von 240 Metern. Die Kulisse von Dornröschen und Rapunzel verschwindet unwiederbringlich unter Beton und Stahl.

Ungeklärte rechtliche und ökologische Fragen

Noch stehen neun Verfahren aus, doch die Bauarbeiten laufen weiter. Die Zuwegungen für den Transport der Bauteile sind nicht vollständig genehmigt. Über die Klagen, die den Bau grundsätzlich in Frage stellen, wurde noch kein Urteil gefällt. Außerdem bleiben Fragen zu Brand- und Katastrophenschutz ungeklärt. Auch der Trinkwasserschutz sowie das Risiko für Hochwasser stellen erhebliche Bedrohungen dar. Trotz dieser gravierenden Unsicherheiten prescht der Bauherr vor und beginnt mit den massiven Erdarbeiten, als wäre der Ausgang der Verfahren zweitrangig. Anwohner sehen, wie über tausendjähriger Waldboden – einzigartig in seiner ökologischen Struktur – achtlos auf riesige Haufen geschoben wird. Dieser Boden, der Generationen von Leben genährt hat, ist unwiederbringlich zerstört.

Ignoranz gegenüber Natur und Menschen

Bauherr Ralf Paschold bezieht sich auf ein eigenes Rechtsgutachten, das angeblich bestätigt, dass der Bau rechtlich sicher ist. So äußerte er sich gegenüber der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen. Diese Einschätzung ignoriert die potenziellen ökologischen Katastrophen, die entstehen könnten, sollte das Projekt in einem Gerichtsverfahren scheitern. Anwohner Oliver Penner prangert an: „Der Bau beginnt, bevor Recht gesprochen ist – das ist nicht nur respektlos vor den Bürgern, sondern auch riskant.“ Sollte das Gericht gegen den Bau entscheiden, müsste alles zurückgebaut werden. Aber den jahrtausendealten Waldboden könnte niemand wiederherstellen. Die Wunden, die die Bagger reißen, hinterlassen irreparable Schäden.


Ein Angriff auf ein kulturelles und ökologisches Erbe

Anwohnerin Annette Müller-Zitzke sieht in dem Projekt einen unverhohlenen Angriff auf den Märchenwald. „Dieses Projekt zeigt die Brutalität der grünen Energiewende“, betont sie. Der Reinhardswald sei nicht irgendein Stück Land, sondern ein Natur- und Kulturerbe von unschätzbarem Wert. Die Wälder der Brüder Grimm haben Generationen von Menschen inspiriert, doch nun werden sie in Windindustriegebiete verwandelt. Was bleibt von der Märchenwelt, wenn Beton und Technik die jahrhundertealten Eichen ersetzen?

Dieser zerstörerische Eingriff in die Natur wird von Politik und Wirtschaft als notwendig verkauft. Doch es ist wichtig, auch die Kehrseite zu betrachten: Die Zerstörung eines Waldes, der ein Heiligtum für die Natur und die kulturelle Identität der Region darstellt. Der Preis für diese Form der Energiewende ist immens, und viele Anwohner fragen sich, ob dieser Verlust je zu rechtfertigen ist.

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