Batteriespeicher sollen das Stromnetz entlasten – doch ihre willkürliche Platzierung verursacht zunehmend neue Probleme. „Im Augenblick haben wir keinen Einfluss auf die Verortung oder Betriebsweise eines Batteriespeichers“, erklärt Tennet-Sprecherin Wolter. Diese fehlende Koordination erschwert die Aufgabe der Netzbetreiber, für Versorgungssicherheit zu sorgen (golem: 01.06.25).
Standortwahl entscheidet über Netzstabilität
Für die Netzdienlichkeit spielt nicht nur die Technik, sondern vor allem der Standort eine zentrale Rolle. Trotzdem orientieren sich viele Betreiber ausschließlich an Preisimpulsen des Strommarkts. Die physische Belastbarkeit des Netzes bleibt dabei unberücksichtigt. Das führt zu Situationen, in denen Batteriespeicher an falschen Stellen Schaden anrichten statt zu helfen.

Bild: ©kyon-energy
Das Stromnetz besitzt physische Grenzen. Trotz laufendem Ausbau entstehen Engpässe. Wenn Speicher allein auf Preissignale reagieren, ohne Rücksicht auf die Netzstruktur, verschärfen sie diese Engpässe. Ein ideales System müsste Preisdynamik und Netzanforderungen in Einklang bringen – doch genau das fehlt.
Fehlplatzierte Batteriespeicher verstärken Engpässe
Ein konkretes Beispiel: In Süddeutschland fällt die Solarstromproduktion an einem bewölkten Tag schwach aus. Gleichzeitig liefern Offshore-Windparks im Norden hohe Mengen Strom. Die Nord-Süd-Trassen laufen am Limit. Steigende Strompreise locken nun Batteriespeicher im Norden zur Einspeisung. Die Folge: Die ohnehin belasteten Leitungen geraten unter Druck.
Um einen Zusammenbruch zu verhindern, greifen Netzbetreiber zum Redispatch. Kraftwerke im Norden werden abgeregelt, teure Gaskraftwerke im Süden hochgefahren. Die Mehrkosten landen bei den Verbrauchern. Dabei ließe sich die Situation entschärfen, befänden sich mehr Batteriespeicher im Süden. Diese könnten die Preissignale nutzen, Strom einspeisen – ohne die Trassen zusätzlich zu belasten.
Netzbooster stabilisieren gezielt das Netz
Ein anderer Weg führt über sogenannte Netzbooster. Dabei handelt es sich um Batteriespeicher, deren Aufgabe allein in der Netzstabilisierung liegt. Tennet setzt diese Technologie gezielt ein. In Ottenhofen (Oberbayern) und Audorf (Schleswig-Holstein) entstehen aktuell zwei dieser Anlagen – jeweils mit 100 Megawatt Leistung und Speicherkapazität.
Technisch ähneln Netzbooster herkömmlichen Batteriespeichern. Doch ihre Steuerung erfolgt nicht marktbasiert, sondern netzgeführt. Überschüssiger Windstrom im Norden wird in Audorf aufgenommen. Gleichzeitig speist Ottenhofen Strom ins Netz ein. Dieses koordinierte Zusammenspiel wirkt wie eine virtuelle Leitung, die das Netz entlastet.
Strategische Speicherplatzierung als Schlüssel
Auch TransnetBW setzt auf diese Lösung und errichtet bis 2026 einen Netzbooster im baden-württembergischen Kupferzell. Die Richtung ist klar: Strategisch platzierte Batteriespeicher bieten eine echte Chance zur Stabilisierung der Stromversorgung. Doch solange wirtschaftliche Interessen ohne netztechnische Koordination dominieren, bleibt das Risiko hoch.
Der Ausbau von Batteriespeichern ist notwendig – aber ohne Strategie bringt er neue Probleme. Erst wenn Marktmechanismen, Speicherbetrieb und Netzführung aufeinander abgestimmt sind, können Batteriespeicher ihr volles Potenzial entfalten.
Lesen Sie auch: