Der Chemiekonzern BASF hat entschieden, in Ludwigshafen drei weitere energieintensive Produktionsanlagen abzuschalten. Diese Entscheidung betrifft die Herstellung von Zwischenprodukten, die in Kunststoffen, Pflanzenschutzmitteln und Klebstoffen eingesetzt werden. Rund 180 Mitarbeitende sind von dieser Maßnahme betroffen, sollen jedoch an anderen Anlagen des Standorts weiterbeschäftigt werden (handelsblatt: 28.08.24).
BASF schließt energieintensive Anlagen in Ludwigshafen – Kampf um Rentabilität geht weiter
Die Schließung der Anlagen ist Teil eines umfassenden Restrukturierungsplans für den Standort Ludwigshafen, der als größter Chemiekomplex weltweit gilt. BASF kämpft seit mehreren Jahren mit Verlusten in Ludwigshafen, bedingt durch eine schwache Konjunktur, gesunkene Chemiepreise und gestiegene Energiekosten.
Der Vorstand unter der Leitung von Markus Kamieth sucht nach Wegen, den Standort wieder rentabel zu machen. In diesem Zuge wurden bereits mehrere große Anlagen, darunter Teile der Ammoniakproduktion, aufgegeben.
Die strategische Neuausrichtung des Standorts
Katja Scharpwinkel, Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin von BASF, erläutert: „Diese Schließungen sind Teil der Entwicklung eines langfristigen Zielbildes für die Transformation des Standorts Ludwigshafen.“ Das Hauptziel sei es, die Profitabilität in der gesamten Produktionskette zu steigern. Dazu wird jede Anlage in Ludwigshafen auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Marktanforderungen entspricht.
Bei den nun betroffenen Anlagen handelt es sich insbesondere um die Produktion von Adipinsäure, einem wichtigen Zwischenprodukt für Kunststoffe. Bereits 2023 wurde die Produktion in Ludwigshafen deutlich reduziert. Die endgültige Schließung der Adipinsäure-Anlage hat auch zur Folge, dass die Herstellung von zwei weiteren Chemikalien, für die Adipinsäure ein Vorprodukt darstellt, eingestellt wird.
Diese Entscheidung reflektiert die derzeitige Lage der deutschen und europäischen Chemieindustrie, die unter hohen Energiekosten und einem sinkenden Preisniveau für Grundchemikalien leidet. Die Herausforderungen sind vielfältig: Eine schwache Nachfrage und der Preisverfall auf dem Weltmarkt erschweren die Aufrechterhaltung energieintensiver Produktionen.
Chinas Rolle auf dem Weltmarkt
Ein wesentlicher Faktor für die schwierige Marktsituation ist die veränderte Rolle Chinas im globalen Chemiegeschäft. In den letzten zehn Jahren hat China enorme Kapazitäten in der Basischemie aufgebaut, um seine Eigenversorgung zu sichern. Aufgrund der schwächelnden chinesischen Wirtschaft sind diese Anlagen jedoch nicht voll ausgelastet. Die Überkapazitäten werden nun auf den Weltmarkt exportiert, was die Preise drückt und den Wettbewerb verschärft. Experten von ICIS und der Ratingagentur S&P gehen davon aus, dass dieser Preisdruck noch lange anhalten wird. Dies könnte zu weiteren Schließungen an Standorten mit hohen Kosten führen, insbesondere in Europa.
Für BASF bedeutet dies, dass die drei betroffenen Anlagen in Ludwigshafen im Laufe des kommenden Jahres stillgelegt werden. Es handelt sich um mittelgroße Produktionslinien, die etwa 180 Mitarbeiter beschäftigt haben. Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2025 ausgeschlossen, sodass alternative Einsatzmöglichkeiten für die Betroffenen gefunden werden müssen.
Auswirkungen auf den globalen Konzern
Bereits Anfang 2023 hat BASF ein umfangreiches Sparprogramm gestartet, das den Abbau von 2600 Stellen weltweit vorsieht. Im Jahr darauf wurden weitere Einsparungen angekündigt, deren Details noch offen sind. Auch außerhalb von Ludwigshafen zeigt sich der Druck auf den Konzern. Im Juli 2024 gab BASF bekannt, dass zwei Produktionsanlagen für Pflanzenschutzmittel an den Standorten Frankfurt und Knapsack bei Köln stillgelegt werden sollen. Diese Maßnahme betrifft rund 300 Arbeitsplätze, die ab 2025 schrittweise abgebaut werden. Für die Beschäftigten dort gelten nicht die gleichen Standortsicherungen wie in Ludwigshafen.
Mit diesen umfassenden Maßnahmen versucht BASF, auf die veränderten Marktbedingungen zu reagieren und den Heimatstandort Ludwigshafen langfristig zu sichern. Dennoch bleibt die Zukunft des Standorts angesichts der Herausforderungen in der globalen Chemiebranche ungewiss.
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