BASF schließt 11 Fabriken: Warum Deutschland an Attraktivität verliert

Europas größter Chemiekonzern BASF wendet sich zunehmend von Deutschland ab. Der Leiter des BASF-Werks in Ludwigshafen, Uwe Liebelt, sprach bei einem Manager-Treffen Klartext. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hätte daraus viel lernen können. Liebelt stellte fest, dass viele Investitionen in Deutschland „eher aus Patriotismus als aus wirtschaftlichen Gründen“ erfolgen. Diesen „Standortpatriotismus“ hatte Habeck selbst gefordert, als der Deutsche Fußball-Bund Nike dem bisherigen Ausrüster Adidas vorzog. BASF hat bereits 11 von 14 Fabriken am Stammsitz geschlossen, da sie aufgrund der hohen Energiekosten nicht mehr wettbewerbsfähig produzieren können (focus: 23.04.24).


BASF-Manager enthüllt: Warum Deutschland für Investoren unattraktiv ist

Für ein Unternehmen wie BASF ist Heimatliebe kein ausreichender Maßstab. Gewinne und Umsatz lassen sich damit nicht steigern, und die Aktionäre bleiben unzufrieden. Liebelt betonte: „Die Rahmenbedingungen verschlechtern sich kontinuierlich. Der Standort Deutschland wird zunehmend unattraktiv.“ BASF reduziert deshalb Kapazitäten in Deutschland, wie viele andere Industrieunternehmen auch.

BASF wendet sich von Deutschland ab: Größter Chemiekonzern Europas zieht Fabriken aufgrund unattraktiver Rahmenbedingungen ab.
BASF wendet sich von Deutschland ab: Größter Chemiekonzern Europas zieht Fabriken aufgrund unattraktiver Rahmenbedingungen ab.

Habeck hätte erfahren können, warum viele Unternehmen sich Standortpatriotismus nicht leisten können. Liebelt nannte hohe Energiepreise, Fachkräftemangel, hohe Steuern und lähmende Bürokratie als Gründe. Bereits im Februar kündigte BASF massive Einsparungen an. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hatte bereits auf die hohen Energiepreise reagiert und Anlagen in Deutschland stillgelegt. Gleichzeitig baute er das Engagement in China aus, wo BASF eine petrochemische Anlage für 10 Milliarden Euro errichtet.

Millionen-Verlust: BASF schließt 11 Fabriken in Ludwigshafen

BASF bekennt sich zwar zu ihrem Stammwerk in Ludwigshafen, das mit 39.000 Mitarbeitern und 10 Quadratkilometern Fläche das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt ist. Doch Ludwigshafen macht täglich einen Verlust von 4 Millionen Euro. Deshalb schließt BASF 11 Fabriken und 14 Teilanlagen am Stammsitz, die aufgrund der hohen Energiepreise nicht mehr wettbewerbsfähig sind.

Nicht nur BASF hat Probleme. Viele Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland. Zudem gehen die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in Deutschland zurück. Ökonomen warnen bereits vor einer drohenden De-Industrialisierung. Eine Politik, die die Attraktivität des Standorts erhöht – durch sichere und bezahlbare Energieversorgung, moderne Infrastruktur, wettbewerbsfähige Steuern und Digitalisierung – könnte Abhilfe schaffen.


Teure Illusion: Warum Milliarden-Subventionen allein Deutschland nicht retten

Der grüne Wirtschaftsminister und die Ampel-Regierung verweisen gern auf große Investitionen ausländischer Unternehmen wie die Chip-Fabrik von Intel, das Werk des schwedischen Batteriezellen-Herstellers Northvolt oder die „Gigafactory“ von Tesla. Doch ohne Milliarden-Subventionen wären diese Unternehmen nicht nach Deutschland gekommen. Ausländische Investoren finden die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht attraktiver als deutsche.

BASF-Manager Liebelt machte das Dilemma deutscher Manager deutlich: Soll man alte Anlagen für viel Geld auf den neuesten Stand bringen oder sie an einem anderen Standort bauen? Die meisten deutschen Vorstände würden eher den zweiten Weg wählen.

Die Antworten auf diese Fragen könnten Wirtschaftsminister Habeck verunsichern. Um Deutschlands Attraktivität als Standort zu erhöhen, braucht es mehr als patriotische Aufrufe. Es bedarf einer konkreten Politik, die den wirtschaftlichen Rahmen verbessert und die Wettbewerbsfähigkeit steigert.

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