Die Zahl deutscher Staatsangehöriger, die ins Ausland zieht, steigt erneut stark. Von Januar bis April 2025 verließen bereits über 93.000 Menschen das Land, und die Dynamik wirkt alarmierend. Setzt sich das Tempo fort, rückt ein neuer Jahreshöchstwert näher, denn die jüngsten Monatsdaten liegen schon deutlich über vielen Vorjahren (handelsblatt: 09.08.25).
Entwicklung der Auswanderung ins Ausland seit dem Jahr 2000
Frust über Bürokratie und schlechtes Wetter oder einfach die Sehnsucht nach einem freieren Leben: Immer mehr Menschen verlassen Deutschland.“ Unter den Auswandernden finden sich Studierende und Ruheständler, doch Personen ab 65 Jahren stellen nur rund sechs Prozent. Etwa die Hälfte ist 25 bis 49 Jahre alt – also im besten Alter für den Arbeitsmarkt. Zugleich änderte das Statistische Bundesamt 2016 die Erfassung: Seitdem gilt jede abgemeldete Person ohne erneute Anmeldung als Auswanderer, und damit sprang die Statistik sprunghaft nach oben.

Im Jahr 2000 zogen rund 111.000 Deutsche ins Ausland. Bis 2010 stieg die Zahl auf etwa 140.000, und 2015 lag sie ähnlich hoch. 2016 erreichte sie durch die neue Zählweise etwa 281.000. Seither bleibt das Niveau hoch: 2023 zogen rund 265.000 ins Ausland, 2024 etwa 270.000. Die 2025er Zwischenstände deuten auf einen weiteren Anstieg hin, und sie verstärken den langfristigen Trend.
Qualifikation deutscher Auswanderer im Ausland
Die Struktur der Wegziehenden hat sich verschoben, und Studien belegen das deutlich. Die OECD zeigt für 2000/01 bis 2010/11 ein Plus von 40 Prozent bei Deutschen mit Hochschulabschluss im Ausland, während Mittelqualifizierte nur um sieben Prozent zulegten. Laut GERPS-Panelstudie verfügen rund 85 Prozent der erwerbstätigen Auswandernden über einen akademischen Abschluss; diese Quote liegt klar über dem Inland.
In der Migrationsstatistik entsteht dadurch ein Spannungsfeld, denn der Wanderungssaldo insgesamt bleibt seit 15 Jahren positiv. Mehr Menschen ziehen nach Deutschland, als es verlassen, und die Netto-Zuwanderung basiert vor allem auf ausländischen Staatsangehörigen. Bei Deutschen ist der Saldo seit 2005 jedoch negativ, sodass mehr aus dem Ausland weggehen als zurückkehren.
Beliebteste Ziele im Ausland
Die Schweiz steht ganz oben, und Österreich folgt dicht dahinter. Spanien bildet den dritten Schwerpunkt, während Frankreich und die Niederlande stabil bleiben. Belgien und Italien ergänzen die Topziele, und Skandinavien lockt mit Sicherheit sowie hoher Lebensqualität. Sprachliche Nähe, starke Arbeitsmärkte und attraktive Löhne ziehen viele an, doch Klima, Lifestyle und kurze Distanzen zählen ebenfalls.
Für Berufstätige bieten die Zentren der Schweiz und Österreichs dichte Jobmärkte, und die Kombination aus Einkommen und Stabilität überzeugt. Spanien punktet mit Sonne und Kultur, während Nordeuropa mit gutem Sozialstaat sowie verlässlichen Strukturen lockt. So verteilt sich die deutsche Präsenz im Ausland breit über Europa.
Auswirkungen der Abwanderung ins Ausland auf Deutschland
Die Abwanderung qualifizierter 25- bis 49-Jähriger trifft Unternehmen direkt, denn Engpässe spitzen sich zu. Betriebe konkurrieren intensiver um Talente, und Standortfaktoren rücken nach vorn. Rückkehrprogramme, zügige Verfahren und planbare Karrierewege könnten binden, außerdem helfen moderne Arbeitsbedingungen.
Viele Rückkehrer bringen wertvolles Know-how aus dem Ausland mit, und dieser Erfahrungstransfer stärkt Teams wie Branchen. Offen bleibt dennoch, ob Deutschland im globalen Wettbewerb um Fachkräfte dauerhaft mithält, wenn das Ausland weiterhin mehr Anreize bietet.
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