Klaus-Dieter Maubach, Chef des Düsseldorfer Energieunternehmens Uniper sieht die europäische Gasversorgung ohne die Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 kritisch. In einem Interview sagt er: „Nord Stream 2 ist wichtig. Jede zusätzliche Import-Möglichkeit hilft, die Lage auf dem Gasmarkt zu entspannen.“
Nord Stream 2 noch nicht zertifiziert
Nord Stream 2 führt direkt von Russland durch die Nordsee nach Deutschland. Die Pipeline ist fertiggestellt und bereits mit Gas gefüllt. Allerdings darf sie noch nicht in Betrieb gehen, weil die Zertifizierung durch die Bundesnetzagentur noch nicht abgeschlossen ist. Diese Zertifizierung könnte noch bis zur Jahresmitte 2022 dauern. Allerding befürchtet Mauba Hich Sanktionen der USA die eine Inbetriebnahme verhindern könnten. Dazu sagt er: „Wenn sich der Konflikt Russland-Ukraine verschärft, könnte die Pipeline Ziel von US-Sanktionen werden. Hier ist jetzt Diplomatie am Hochreck gefordert.“
Aus für Nord Stream 2 ist wirtschaftliches Risko
Bei einem Aus für die Pipeline sieht Maubach ein erhebliches wirtschaftliches Risiko für Deutschland und für eine gesicherte Gasversorgung in Europa. Der deutsche Gasbedarf wird zu über 90 Prozent aus dem Ausland importiert. Mehr als die Hälfte davon kommt dabei aus Russland. „Von den rund 400 Terrawattstunden, die wir Deutschen jedes Jahr netto aus Russland importieren, entfallen allein fast 250 Terrawattstunden auf Langfristverträge, die Uniper mit Russland hält.“ sagt Maubach.
Analysten sehen sinkende Gaspreise wenn Nord Stream 2 in Betrieb geht
Analytiker von BCS Global Markets, der Investitionsbank der Finanzgruppe BCS, Ronald Smith gehen davon aus, dass mit der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 zu einer sofortigen Reduzierung des Gaspreises führen würde. Auch wenn keine Entspannung zwischen Nachfrage und Angebot erfolgt wäre das eingepreiste Risiko, dass die Lieferungen nach Europa eingestellt werden geringer.
Allerdings sei es aber schwer zu sagen, um wie viel sich der Preis durch die Inbetriebnahme senken könnte. Auch der Direktor der Gruppe für Naturressourcen und Rohstoffwaren der Agentur Fitch, Dmitri Marintschenko, sieht das so. Dazu sagt er. „Nicht so sehr wichtig ist die Inbetriebnahme der Gasleitung an sich, sondern vielmehr ein hohes Maß an Bereitschaft von Gazprom, danach seine Lieferungen zu vergrößern, das heißt Spotverkäufe über eine elektronische Plattform wiederaufzunehmen und den Füllstand der eigenen Speicher in Europa komfortabel zu machen“
Ungewissheit verunsichert Marktteilnehmer und treibt Preise nach oben
Die Gaspreise sind bereits über 1000 Dollar gestiegen. Dies liegt auch an der Ungewissheit ob die neue Pipeline in Betrieb geht oder nicht. Dazu kommt noch dass die europäischen Gasspeicher den geringsten Füllstand seit über 10 Jahren aufweisen. Das beeinflusst auch die Stimmung am Gasmarkt. Die Situation am Gasmarkt bleibt deshalb weiter angespannt.