Ontarios Energieminister hat angekündigt, dass die Provinz ihr erstes neues Atomkraftwerk in den letzten drei Jahrzehnten plant. Zusammen mit dem privat geführten Unternehmen Bruce Power möchte die Regierung eine potenzielle zusätzliche Anlage auf dem bereits existierenden Gelände des Unternehmens am Ufer des Lake Huron untersuchen. Der Vorschlag für die Bruce-Anlage, in der Nähe von Kincardine, Ontario, etwa 240 Kilometer nordwestlich von Toronto, würde eine der größten Atomkraftanlagen der Welt erweitern. Diese Anlage deckt derzeit etwa 30 Prozent des Strombedarfs der Provinz ab. Die Erweiterung würde jedoch mehr als zehn Jahre dauern, einen langwierigen Genehmigungsprozess durchlaufen und Milliarden kosten (theglobeandmail: 05.07.23).
Erstes neues Atomkraftwerk seit 1993 in Ontario geplant
Zunächst müssen öffentliche Konsultationen stattfinden. Dazu gehören Gespräche mit lokalen indigenen Gruppen und eine umfangreiche Umweltverträglichkeitsprüfung auf Bundesebene. Erst dann kann die kanadische Atomenergiekommission zustimmen. Wenn die Atomenergiekommission grünes Licht gibt, wäre es das erste neue große Atomkraftwerk seit1993.
Bild: Chuck Szmurlo, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Der Energieminister Todd Smith kündigte den Plan am Mittwoch vor Ort an und erklärte, dass dies eine Reaktion auf den kürzlich veröffentlichten Bericht des unabhängigen Stromnetzbetreibers der Provinz sei. Dieser Bericht kam zu dem Schluss, dass neue Atomkraftwerke Teil eines langfristigen Plans zur Dekarbonisierung des Stromnetzes in Ontario sein müssen, da die Nachfrage nach Strom stark steigt.
Einige Umweltschützer kritisieren jedoch die progressive konservative Regierung Ontarios, die seit 2018 zahlreiche Wind- und Solarverträge gekündigt hat. Sie halten diese erneuerbaren Energiequellen für günstiger und sicherer.
Der Energieminister Ontarios wollte in einem Interview keinen geschätzten Preis für die neue Anlage nennen.
Ontario setzt auf Atomkraft trotz grüner Alternativen
Smith, erklärte, dass zukünftige Pläne der Regierung auch neue Speichersysteme und andere grüne Energiequellen umfassen werden. Er wies jedoch die Vorstellung zurück, dass die intermittierende Wind- und Solarenergie genügend zuverlässige Energie für das Stromnetz der Provinz und die steigende Nachfrage liefern könnte.
„Es muss einfach da sein, wenn wir es brauchen, sonst ist es keine Option für Ontarios Wachstum“, sagte Smith. Der Minister sagte auch, dass er die Bundesregierung gedrängt habe, den Genehmigungsprozess für Atomkraft zu beschleunigen.
Stromnetz vor dem Kollaps? Ontario kämpft mit steigender Nachfrage durch Elektroauto-Boom
In den kommenden Jahren wird erwartet, dass Ontarios Stromnetz aufgrund der Zunahme von Elektroautos stark belastet wird. Die neuen Batteriefabriken für Elektrofahrzeuge, die die Provinz angezogen hat, sowie die jüngsten Maßnahmen der Provinz, großen Stahlherstellern bei der Umstellung von Kohle auf elektrische Öfen zu helfen, werden, laut Smith, auch große neue Anforderungen an das System stellen. Sie würden dieselbe Menge an Energie benötigen, die die gesamte Region Ottawa jedes Jahr verbraucht.
Das Stromnetz der Provinz stützt sich zu mehr als 90 Prozent auf klimaneutrale Kernkraft und Wasserkraft. In den kommenden Jahren will die Regierung den Einsatz von Erdgas ausweiten. Viele veraltete Kernkraftwerke werden abgeschaltet und im Rahmen eines mehrjährigen Renovierungsprozesses für 25 Milliarden Dollar umgebaut.
Die geplante Erweiterung des Bruce-Kraftwerks könnte dem Standort eine zusätzliche Stromerzeugungskapazität von 4.800 Megawatt hinzufügen. Derzeit erzeugt das Kraftwerk 6.300 Megawatt. Es ist jedoch noch nicht entschieden, ob die neue Anlage CANDU-Reaktoren oder andere Technologien verwenden würde. Die Inbetriebnahme ist frühestens in den 2030er Jahren geplant.
Der angekündigte Plan ist die neueste pro-nukleare Ankündigung der Regierung in der Provinz, die auch beabsichtigt, ein sogenanntes Small Modular Reactor (kleiner modulare Reaktor) am Darlington-Standort der Ontario Power Generation zu bauen. Im letzten Herbst gab die Regierung bekannt, dass sie die Laufzeit ihres alten Pickering-Kernkraftwerks verlängern möchte.
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