Das Unternehmen Nukem sieht eine realistische Chance, stillgelegte Kernkraftwerke in Deutschland erneut in Betrieb zu nehmen. Die Kosten pro Reaktor sollen zwischen ein und drei Milliarden Euro liegen. Eine solche Maßnahme könnte die Energieversorgung bis 2050 sichern, sofern die CDU die politischen Rahmenbedingungen schafft (tradingview: 05.03.35). Nukem-Chef Thomas Seipolt betont: „Wenn es eine politische Entscheidung gibt, kann Deutschland ab 2030 von günstigem und sicherem Strom profitieren.“
Nukem widerspricht Energieversorgern und Grünen
Diese Einschätzung steht im Kontrast zu den Aussagen führender Grünen-Politiker. Auch die Betreiber RWE, E.On und EnBW, die die letzten drei Reaktoren Emsland, Isar und Neckarwestheim bis April 2023 abschalteten, halten eine Rückkehr der Atomkraft für unwahrscheinlich. Sie argumentieren mit hohen Kosten und fortschreitendem Rückbau. Seipolt hingegen plädiert dafür, die Demontage sofort zu stoppen.

Nukem streckt nun die Hand zur CDU aus. Die Partei hatte im Bundestagswahlkampf signalisiert, eine Reaktivierung prüfen zu wollen. Seipolt erläutert: „Wir sehen eine realistische Comeback-Möglichkeit für die Atomkraft und machen der neuen Bundesregierung daher ein Angebot.“ Pro Reaktor seien Investitionen von bis zu drei Milliarden Euro erforderlich, um ihn bis 2030 wieder betriebsbereit zu machen.
Langfristige Vorteile einer Reaktivierung
Laut Nukem könnte eine Wiederinbetriebnahme die Energiepreise stabilisieren und Deutschland unabhängiger von Importen machen. Die von der Radiant Energy Group durchgeführte Studie bestätigt diese Einschätzung. Laut deren Berechnungen könnten neun abgeschaltete Reaktoren für rund 20 Milliarden Euro reaktiviert werden. Diese Investitionen würden sich langfristig auszahlen.
Der Zeitplan für eine Wiederinbetriebnahme variiert. Das Kernkraftwerk in Brokdorf könnte bereits 2025 wieder Strom produzieren. Die Meiler in Emsland und Grohnde wären bis 2028 startklar, da der Rückbau dort erst begonnen hat. Sechs weitere Anlagen könnten bis 2032 betriebsbereit sein und bis 2050 Strom im Wert von 190 Milliarden Euro liefern. Nukem betont, dass dies nicht nur wirtschaftlich, sondern auch energiepolitisch sinnvoll wäre.
Stromimporte aus dem Ausland nehmen zu
Im Jahr 2024 stammten fast 60 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Gleichzeitig importierte das Land so viel Strom wie nie zuvor. Mehr als 18 Terawattstunden kamen aus ausländischen Atomkraftwerken, ein Anstieg gegenüber früheren Jahren. Zwischen 2015 und 2022 betrugen die Importe im Schnitt nur 6,2 Terawattstunden. Nukem sieht darin einen klaren Beleg für die Notwendigkeit einer heimischen Kernenergie.
Politische Rahmenbedingungen könnten Reaktivierung verhindern
Trotz der steigenden Importabhängigkeit erscheint eine Wiederinbetriebnahme fraglich. In den aktuellen Sondierungsgesprächen zeigt sich die CDU kompromissbereit gegenüber der SPD, die Atomkraft strikt ablehnt. Zudem ermöglicht das kürzlich vereinbarte Sondervermögen von 500 Milliarden Euro verstärkte Investitionen in erneuerbare Energien. Damit dürfte der politische Druck in Richtung eines Atom-Comebacks weiter sinken.
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