Der deutsche Atomausstieg ist beschlossene Sache. Die Regierung wehrt sich vehement gegen die EU-Einstufung der Atomkraft als nachhaltig. Die Grünen setzen ausnahmslos auf erneuerbare Energie. Dass es in dieser Frage zu einem Umdenken kommen wird, ist, wenn man den politischen Akteuren folgt, eher unwahrscheinlich. Allerdings erschien jetzt in der TAZ ein Artikel, die den Ausstieg aus der Atomkraft kritisiert. Solche Artikel gibt es in mehreren Medien, aber die TAZ ist eigentlich das Zentralorgan der Grünen. Und das lässt aufhören. Kommt es jetzt bei den Grünen zum Umdenken in der Frage zur Nutzung der Atomkraft?
Autorin in grüner Zeitung stellt Frage, ob Atomausstieg richtig war
Die Autorin Silke Mertens stellt in der TAZ die Frage, ob Bedeutung der AKWs und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, in Zeiten des Klimawandels, nicht doch neu bewertet werden müsste? Diese Frage ist bei den Grünen und mittlerweile auch bei allen anderen Parteien bis auf die AFD ein völliges Tabu. Denn die Partei der Grünen ist ja gerade aus der Antiatombewegung entstanden.
Im entsprechenden Artikel der TAZ stellt die Autorin dann weitere kritische Fragen wie zum Beispiel, ob es denn richtig war bei der Energiewende zunächst die Atomkraftwerke abzuschalten und die Kohlekraftwerke, die wesentlich mehr CO₂ ausstoßen weiter laufen zu lassen. Weiterhin merkt sie an, dass Gas als Brückentechnologie kontraproduktiv sei, wenn die Erderwärmung unser größtes Problem ist, da ja auch Gaskraftwerke CO₂ ausstoßen. Dazu würde es auch viel zu lange dauern, diese Kraftwerke zu bauen.
Mehr Tote durch Erderwärmung und Kohlekraftwerke als durch Atomkraft
Das erstaunlich kommt aber ziemlich am Ende des Artikels. Die Autorin zieht eine Bilanz, wie viele Menschen durch den Klimawandel sterben werden und setzt dies in Relation zur Atomkraft. So verweist sie auf tausende von Toten, die durch den Klimawandel ihr Leben verlieren würden und beim Reaktorunglück in Fukushima nur ein einziger Mensch sein Leben verloren hätte. Das ist ein völliger Bruch mit der Parteilinie. Noch im Wahlkampf hat Baerbock von 25.000 Toten beim Unfall in Fukushima gesprochen und diese auf den Reaktorunfall zurückgeführt. Dabei sind diese Menschen durch den verheerenden Tsunami gestorben.
Im weiteren Verlauf des Artikels erwähnt die Autorin dann sogar noch eine NASA Studie, die aufzeigt, dass Atomkraftwerke weltweit 1,84 Millionen Menschen das Leben gerettet haben, die ansonsten an den Auswirkungen der Kohlekraftwerke gestorben wären.
War der Atomausstieg eventuell doch ein Fehler
Der Artikel endet mit der Feststellung, dass sogar der Weltklimarat, der Mitbegründer von Greenpeace, Patrick Moore und die finnischen Grünen ihre Ansicht zur Atomkraft revidiert haben und sich mittlerweile dafür aussprechen. Dann kommt der alles entscheidende Satz: Angesichts der Erderhitzung kann nichts mehr tabu sein, wir können uns keine ideologische Verbohrtheit leisten.
Kommt es zum Umdenken bei den Grünen
Sollte es tatsächlich zu einem Umdenken bei den Grünen kommen. Wenn ja, wird es ein schwieriger Prozess werden. Schließlich kann man nicht von heute auf morgen zugeben, dass man jahrelang falsch lag. Auf der anderen Seite muss man sich aber auch die Frage stellen, was passiert, wenn die Befürworter recht haben. Man muss in nächster Zeit genau auf die Formulierungen von Habeck und Baerbock hören. Man braucht jetzt ein Argument, um politisch die Kurve zum Richtungswechsel zu bekommen. Helfen könnte ein großflächiger Stromausfall.