Viele deutsche Haushalte denken darüber nach, ihre Öl- und Gasheizungen zu erneuern, bevor das Gebäudeenergiegesetz in Kraft tritt. Dies führt jedoch zu erheblichen Verzögerungen bei der Lieferung von Heizkesseln. Heizungsinstallateure sind derzeit stark ausgelastet. Das Jahr 2023 ist geprägt von der verstärkten Installation neuer Heizungsanlagen in Deutschland. Die Beliebtheit von Wärmepumpen ist gestiegen, aber auch Gas- und Ölheizungen werden stark nachgefragt. Die hohe Nachfrage führt zu monatelangen Wartezeiten (tagesschau: 29.10.23)
Extrem lange Wartezeiten für Öl- und Gasheizungen
Roman Salm von der Landesinnung Sanitär, Heizung und Klempnertechnik im Saarland berichtet: „Wir müssen derzeit unsere Kunden vertrösten und sie auf das neue Jahr hinhalten, da Heizkessel im Öl- und Gasbereich bis Mai oder Juni nicht verfügbar sind.“ Die Lieferschwierigkeiten sind erheblich.
Im ersten Halbjahr 2023 hat der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) berichtet, dass mehr als doppelt so viele Ölheizungen verkauft wurden wie im Vorjahr, insgesamt 48.500 Stück. Im Jahr 2022 hat die Branche allerdings aufgrund von Versorgungsunsicherheiten und Sorgen über steigende Energiekosten vergleichsweise wenige Anlagen verkauft.
Gasheizungen im Aufwind: Warum Verbraucher jetzt handeln
Gasheizungen bilden den größten Anteil der verkauften Systeme, insgesamt 385.000, was etwa ein Drittel mehr ist als im Jahr 2022. Roman Salm von der saarländischen Landesinnung führt diese hohen Verkaufszahlen unter anderem auf die Diskussionen um das kommende Gebäudeenergiegesetz zurück. Zusätzlich laufen derzeit Förderprogramme zur Erneuerung älterer Anlagen.
Salm bemerkt: „Die Leute wollen Sicherheit schaffen, wenn sie jetzt einen neuen Öl- oder Gaskessel einbauen lassen. Sie wollen die nächsten 25 Jahre Ruhe haben.“ Es ist auch festzustellen, dass einige Kunden ihre Kessel erneuern möchten, obwohl diese noch einige Jahre funktionieren würden. „Wir versuchen natürlich, die Kunden bestmöglich zu beraten, damit der Kesselaustausch dann erfolgt, wenn es sinnvoll ist.“
Auch Wärmepumpen erfreuen sich großer Beliebtheit bei den Kunden. Im ersten Halbjahr wurden knapp 200.000 Anlagen verkauft, was ebenfalls mehr als doppelt so viele sind wie im Vorjahr. Der BDH erwartet in diesem Jahr dir Installation von insgesamt über eine Million Geräte.
Marktaussichten für Heizungsanlagen und die Folgen für Verbraucher
Dennoch ist diese Marktsituation nur vorübergehend. Laut einer internen Umfrage des BDH gehen 85 Prozent der Mitglieder davon aus, dass der Markt im ersten Quartal 2024 deutlich zurückgehen wird. Dies zeigt sich auch daran, dass die Anzahl der Förderanträge abnimmt.
Lange Wartezeiten bleiben bestehen. Roman Salm von der Landesinnung Sanitär, Heizung und Klempnertechnik geht davon aus, dass zumindest die Wartezeiten für Öl- oder Gas-Heizkessel in nächster Zeit verkürzen. Die Betriebe haben noch viele Bestellungen und Aufträge, die noch nicht abgearbeitet sind.
Diese Situation wird auch über den 1. Januar 2024 hinaus anhalten, wenn das Gebäudeenergiegesetz in Kraft tritt. Das Gesetz sieht vor, dass in den meisten neuen Gebäuden Heizungen mit 65 Prozent erneuerbarer Energie installiert werden müssen. Es gibt jedoch Übergangsfristen für bestehende Gebäude.
Verbraucherschützer empfehlen, keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr einzubauen. Ab dem kommenden Jahr werden die CO₂-Preise voraussichtlich weiter steigen, was die Nutzung fossiler Energie zur Beheizung zusätzlich verteuert.
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