Offshore-Windparks werden zunehmend zum Angriffsziel geopolitischer Akteure. Die Zerstörung von Gaspipelines, Strom- und Datenkabeln in der Ostsee häuft sich – oft in unmittelbarer Nähe russischer Schiffe. Experten warnen vor gezielten Sabotageakten auf Windkraftanlagen auf See. Besonders brisant: Der Schutz liegt bisher bei privaten Betreibern. Eine strukturelle Schwäche, die in Zeiten hybrider Bedrohungen zum Risiko wird. Der Staat müsse dringend mehr Verantwortung übernehmen, so der Tenor aus Wissenschaft und Branche (tagesschau: 24.05.25).
Windparks im Fadenkreuz staatlicher Akteure
Die sicherheitspolitische Lage macht klar: Offshore-Windparks sind längst ein potenzielles Angriffsziel – nicht nur für Kriminelle, sondern auch für staatlich gesteuerte Sabotage. Julian Pawlak von der Universität der Bundeswehr Hamburg warnt: Russland kommuniziere offen, sich in einem strategischen Konflikt mit der NATO und damit auch mit Deutschland zu befinden. Energieinfrastruktur auf See rückt dadurch ins Zentrum geopolitischer Auseinandersetzungen.

Deutschland plant, bis 2030 insgesamt 30 Gigawatt Strom durch Offshore-Wind zu erzeugen – das entspricht der Leistung von 20 Atomkraftwerken. Die Konverterstationen, die den Strom umwandeln und ans Festland leiten, sind besonders gefährdet. Diese bis zu 2,5 Milliarden Euro teuren Anlagen sind das bevorzugte Angriffsziel in einem eskalierenden Konfliktszenario.
Autonome Systeme zum Schutz sensibler Infrastruktur
Technologische Lösungen gewinnen angesichts dieser Bedrohung an Bedeutung. Die Berliner Gründerin Diana S. Engelhard entwickelte unbemannte Boote, die autonom um Konverterstationen patrouillieren. Sie können verdächtige Schiffe erkennen, Warnschüsse abgeben oder – falls nötig – gezielt eingreifen. Im Ernstfall agieren sie im Schwarmverbund und schützen so mehrere Standorte gleichzeitig.
Die Idee: Abschreckung durch Präsenz und automatische Reaktion. Zusätzlich übermitteln die Boote Informationen in Echtzeit an Sicherheitsbehörden. Damit wird nicht nur ein Angriff erschwert, sondern auch die Reaktionsfähigkeit deutlich verbessert.
Windparks als sicherheitspolitische Vorposten
Windkraftanlagen auf See sind nicht nur Energiequellen – sie lassen sich auch als Frühwarnsysteme nutzen. Sonargeräte an den Fundamenten und Sensoren in den Maschinenhäusern können Unterwasserbewegungen, Drohnen oder sogar U-Boote erkennen. Damit wird jeder Windpark zu einem potenziellen Beobachtungsposten – ein Vorteil in Zeiten unsichtbarer Bedrohungen.
Julian Pawlak betont: Wer Windparks technologisch aufrüstet, schafft nicht nur Versorgungssicherheit, sondern auch sicherheitspolitische Resilienz. Das Angriffsziel verwandelt sich so in eine strategische Verteidigungsposition.
Staatliche Verantwortung statt privater Einzelkämpfer
Der Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie Offshore e.V., Stefan Thimm, stellt klar: Betreiber sind bereit, sich zu beteiligen – doch die Gefahrenabwehr bleibt staatliche Aufgabe. Der bisherige Flickenteppich an Zuständigkeiten müsse durch klare gesetzliche Regelungen ersetzt werden. Das KRITIS-Dachgesetz sei ein erster Schritt, weitere müssten folgen.
Autokraten wie Putin hätten ein Interesse daran, die Energiewende als Angriffsziel zu destabilisieren. Ziel sei es, Unsicherheit zu erzeugen, Investoren abzuschrecken und die Abhängigkeit von fossilen Quellen zu verlängern. Wer den Schutz vernachlässigt, riskiert eine Verzögerung der Energiewende – und macht sich angreifbar.
Das Angriffsziel darf nicht ungeschützt bleiben
Stefan Bayer, Sicherheitsexperte der Bundeswehr-Universität Hamburg, erinnert an die Erfahrungen aus der Ukraine: Dort wurden fossile Großanlagen systematisch zerstört, um die Verteidigungsfähigkeit zu schwächen. Auch Deutschland müsse die Lehre ziehen, dass dezentrale, erneuerbare Anlagen sicherheitspolitisch stabiler sind – sofern sie wirksam geschützt werden.
Offshore-Windparks sind ein neues Angriffsziel in einer zunehmend konfrontativen Weltordnung. Wer die Energiewende sichern will, muss diese Anlagen militärisch mitdenken – und sie mit modernster Technologie, klaren Zuständigkeiten und staatlicher Verantwortung aus der Gefahrenzone holen.ehmen. Wer den Schutz vernachlässigt, riskiert nicht nur Blackouts – sondern auch geopolitische Schwächen.
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