Die Bundesregierung plant eine CO₂-Abgabe auf Holz bei dessen Nutzung als Energieträger. Dies könnte das Aus für die bisher als klimaneutral geltenden Pelletheizungen bedeuten. Lange galt Holzenergie als umweltfreundliche Alternative, doch das Umweltbundesamt (UBA) sieht dies nun anders. Es hat die Nutzung von Holzenergie neu bewertet und will sie nicht länger als klimaneutral betrachten. Diese Entscheidung hat weitreichende Folgen für die deutsche Wärmewende und könnte das gesamte Energiemarktgefüge beeinflussen (welt: 10.08.24).
CO₂-Abgabe auf Holz – Auswirkungen auf die Heizungsindustrie und erneuerbare Energien
Die Neubewertung des UBA könnte drastische Auswirkungen auf die Nutzung fester Biomasse in Heizungen, Nahwärmenetzen, Kraftwerken und Industriebetrieben haben. Bisher lieferten Pellets, Scheitholz und Hackschnitzel den Großteil der erneuerbaren Energie im Wärmemarkt. Holz wurde als klimaneutral eingestuft, weil es beim Wachstum ebenso viel CO₂ bindet, wie es bei der Verbrennung abgibt. Die EU-Richtlinie RED III und das deutsche Gebäudeenergiegesetz (GEG) unterstützen diese Sichtweise. Doch nun weist der CO₂-Rechner des UBA der Verbrennung einer Tonne Holz eine Emission von 1,7 Tonnen CO₂ zu.
Die Kritik an dieser Herabstufung lässt nicht lange auf sich warten. Verbände aus Holzwirtschaft, Heizungsindustrie und Forstwissenschaft sehen die Grundlagen ihrer Arbeit in Gefahr. UBA-Präsident Dirk Messner verteidigt jedoch die Entscheidung. Die Bewertungen basieren laut ihm auf wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen. Die Allianz der Kritiker bleibt dennoch standhaft und äußert rechtliche Bedenken. Martin Bentele vom Deutschen Energieholz- und Pelletverband (DEPV) hält die Entscheidung für rechtlich anfechtbar und befürchtet negative Folgen für Investitionen in erneuerbare Wärmetechnologien.
Einführung einer CO₂-Abgabe auf Holzenergie – Bayerns Wirtschaftsminister warnt vor „Geisterfahrt“ der Bundesregierung
Besonders brisant ist der Streit, da die Bundesregierung offenbar eine CO₂-Abgabe auf Holzenergie im Rahmen der nationalen Biomasse-Strategie (Nabis) plant. Ein Entwurf dieser Strategie liegt vor und deutet darauf hin, dass bis 2025 ein Konzept entwickelt werden soll, um die Klimawirkung der Nutzung holzartiger Biomasse realistisch abzubilden. Dies könnte durch die Einführung eines CO₂-Faktors für die Verbrennung von Holz erreicht werden.
Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums äußerte sich zurückhaltend zu dem Thema und betonte, dass man Zwischenstände nicht näher kommentiere. Allerdings sorgt diese Entwicklung besonders in waldreichen Bundesländern wie Bayern für Widerstand. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nennt die geplante CO₂-Abgabe eine „Geisterfahrt der Ampel“. Er sieht darin eine ideologisch motivierte Verteuerung von Holzenergie, die durch den notwendigen Waldumbau ohnehin in großen Mengen verfügbar sein wird. Aiwanger warnt, dass ungenutztes Holz bei Verrottung ebenfalls CO₂ freisetze, was den Umweltnutzen der Maßnahme in Frage stelle.
Holzenergie vor dem Aus? Neue CO₂-Abgabe könnte Deutschlands Klimaziele kippen
Die Neubewertung der Holzenergie durch das UBA und die geplante CO₂-Abgabe auf Holz werfen ein neues Licht auf die deutsche Energiewende. Der bisher als klimafreundlich betrachtete Einsatz von Holz als Energiequelle steht zur Debatte. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Heizungsindustrie, sondern auch die Umsetzung der Klimaziele in Deutschland erheblich beeinflussen. Der Widerstand aus der Wirtschaft und einigen Bundesländern zeigt, dass hier noch viele Fragen offen sind, die in den kommenden Monaten intensiv diskutiert werden müssen.
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