Robert Habecks Heizungsgesetz hat für erhebliche Turbulenzen gesorgt. Seit Inkrafttreten 2024 verzeichnet die Branche einen deutlichen Absatzrückgang. Die Branche bietet jetzt Wärmepumpen jetzt stark rabattiert an (merkur: 08.05.24). Max Viessmann, CEO der gleichnamigen Heizungsfirma, beschreibt in einem Interview die Situation treffend: „Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten.“
Einbruch im Heizungsmarkt: Drastischer Absatzrückgang bei Wärmepumpen und Biomasse-Anlagen in 2024
Heizungsbauer verkauften in den ersten drei Monaten 2024 fast ein Drittel weniger Anlagen als im Vorjahr. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) meldete einen Rückgang von 29 Prozent auf 217.500 Anlagen. Besonders betroffen sind Wärmepumpen mit einem Rückgang von 52 Prozent und Biomasse-Anlagen mit 81 Prozent. Gasheizungen verzeichneten ein Minus von 17 Prozent, während Ölheizungen um 27 Prozent auf 27.500 Anlagen zulegten.
Viessmann betont, dass die Verunsicherung und die zahlreichen Debatten um die Gebäudeenergie das Vertrauen der Verbraucher erschüttert haben. Viele potenzielle Käufer zögern und warten ab. Die Bundesregierung hatte ursprünglich ein Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr festgelegt, woraufhin die Branche ihre Produktion stark ausweitete. Viessmann kritisiert: „Es wurde ein Versprechen gemacht, wie viele Hunderttausend Stück im Jahr verkauft werden sollen. Und anhand des Versprechens haben die Hersteller ihre Investitionsentscheidung getroffen.“
Heizungskrise zwingt Branchenriesen in die Knie: Rabattaktionen und Kurzarbeit als Reaktion auf Absatzrückgang
Die aktuelle Flaute zwingt Hersteller wie Vaillant und Stiebel Eltron zu Kurzarbeit. Viessmann-Geschäftsführer Thomas Heim erläutert, wie sie auf die schwache Auslastung reagieren: „Wir fahren angesichts der schwächeren Auslastung Arbeitszeitkonten in Minimumbereiche, haben die Zahl unserer temporär Beschäftigten reduziert, nutzen Feiertagskonstellationen und andere Instrumente flexibler Arbeit.“ Um Kunden zu einem Kauf zu bewegen, bieten Hersteller Rabatte an. Daikin gewährt einen „Energiebonus“ von 1500 Euro für den Austausch fossiler Heizungen, während Buderus in Kooperation mit Tchibo einen „Cashback“ von 1000 Euro anbietet. Vaillant und Stiebel Eltron bieten eine „Förder-Garantie“ an, bei der sie die staatliche KfW-Förderung übernehmen, falls diese nicht wie erwartet gewährt wird. Dies kann je nach Haushaltseinkommen bis zu 21.000 Euro betragen.
Trotz Krise: Heizungsbranche kämpft für Klimaziele und setzt auf Stabilität
Trotz der aktuellen Probleme bleibt die Branche optimistisch. Gebäude in Deutschland sind für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen, müssen rund 15 Millionen Gebäude saniert und zukunftsfähig gemacht werden. Der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZSHK) berichtet, dass die Branche insgesamt stabil bleibt, obwohl Herausforderungen bestehen. Rund 52 Prozent der Betriebe sind ausgelastet oder überlastet, ein Rückgang im Vergleich zu 67 Prozent im Vorjahr. Zudem beschäftigen 14 Prozent der Betriebe mehr Mitarbeiter als im Vorjahr, und 57 Prozent der Betriebe haben offene Stellen zu melden, gegenüber 68 Prozent im Vorjahr. Besonders gefragt sind Mitarbeiter im gewerblich-technischen Bereich. Lieferengpässe betreffen nur noch 36 Prozent der Betriebe, während es vor einem Jahr noch über 85 Prozent waren. „Die Warenverfügbarkeit ist wieder auf dem Niveau wie vor der Pandemie“, so der ZSHK.
Die Wärmepumpenbranche steht vor großen Herausforderungen, doch die langfristigen Ziele der Energiewende geben Hoffnung. Mit flexiblen Maßnahmen und finanziellen Anreizen versuchen die Hersteller, den Markt zu stabilisieren und das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.
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