Erstmals seit Jahren müssen im Süden wieder abgeschaltete Reservekraftwerke aktiviert werden, um die Stromversorgung zu sichern. Die Abschaltung der Atomkraftwerke macht sich jetzt im Süden bemerkbar.
Papierhersteller UPM muss 50 Jahre altes Kraftwerk wieder anfahren
Der Papierhersteller UPM in Schongau muss erstmals nach fünf Jahren sein abgeschaltetes Dampfkraftwerk wieder anfahren, um die Stromversorgung in der Region zu sichern. Das Kraftwerk wurde vor fünf Jahren stillgelegt und gehört seither zu kalten Reserve der Bundesnetzagentur. Jetzt musste es gleich mehrfach wieder ans Netz
Schon letztes Jahr im April war der UPM-Werkleiter Wolfgang Ohnesorg um die Stromversorgung seiner Fabrik besorgt. „Ich bin gespannt, wie die Lage ist, wenn weitere Kernkraftwerke abgeschaltet werden“, sagte er im Gespräch mit einer lokalen Tageszeitung. Denn es fehlen immer noch die Stromtrassen, die den fehlenden Strom von der Nordsee in den Süden bringen. Der Ausbau der Südlink Stromverbindung verzögert sich immer mehr.
Netzbetreiber holen Reservekraftwerke zurück ans Netz
Und Ohnesorg sollte recht behalten. Zum Jahresende 2021 hat der Netzbetreiber Ampirion angeordnet, dass das Kraftwerk innerhalb eineinhalb Tagen am Netz sein muss. Das Kraftwerk ist über 50 Jahre alt und dazu merkt der Werksleiter an: „Es gibt nicht mehr viele, die wissen, wie man so einen alten Hobel hochfährt“. Mittlerweile musste das Kraftwerk mehrmals wieder für einige Tage ans Netz gehen.
Das Dampfkraftwerk bei UPM wird mit Gas betrieben und kann deshalb auch relativ schnell angefahren werden. Allerdings ist es auch das einzige Reservekraftwerk weit und breit in dieser Region.
Auch Steinkohlekraftwerk Altbach/Deizisau wieder in Betrieb
Das Schongauer Kraftwerk ist allerdings nicht das einzige Kraftwerk, welches im Süden wieder Strom produzieren muss. Weiter westlich im baden-württembergischen Altbach läuft auch das Steinkohlekraftwerk in Altbach/ Deizisau mit einer elektrischen Leistung von 433 MW immer wieder an. Der Kraftwerksbetreiber EnBW wollte das Kraftwerk bereits im Jahr 2017 endgültig abschalten. Die Bundesnetzagentur hat es aber als systemrelevant eingestuft und der Betreiber muss es als Reservekraftwerk bereithalten. Auch das Kraftwerk Altbach/Deizisau ist zurzeit immer wieder am Netz.