Schweden zählt heute zu den wirtschaftlich dynamischsten Ländern Europas – ganz ohne Erbschaftsteuer. Die vollständige Abschaffung dieser Abgabe führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, der weit über den Finanzsektor hinausreicht. Unternehmer blieben im Land, neue Firmen entstanden, und Kapital floss in lokale Strukturen statt ins Ausland. Deutschland dagegen diskutiert weiter über Umverteilung, obwohl die Mehrheit der Vermögenden ihren Wohlstand selbst aufgebaut hat (focus: 27.05.25).
Unternehmer bleiben, wenn die Erbschaftsteuer entfällt
In einem Interview mit DIE WELT betont Politikwissenschaftlerin Martyna Linartas, dass in Deutschland Vermögen überwiegend vererbt werde. Diese Sicht steht im Widerspruch zur Realität: Die meisten Millionäre in Deutschland sind keine Erben, sondern Selbstständige oder Gründer.

Schweden liefert ein praktisches Gegenbeispiel. Nachdem hohe Steuern in den 1970er Jahren viele Unternehmer vertrieben, korrigierte das Parlament 2004 den Kurs. Die Erbschaftsteuer fiel weg – mit spürbaren Folgen. Rückkehrwillige Unternehmer brachten nicht nur ihr Kapital zurück, sondern auch Innovationskraft und Know-how.
Steuerfreiheit stärkt Investitionen und Börsengänge
Zahlreiche Studien belegen, dass seit der Steuerreform ein regelrechter Gründungsboom einsetzte. Firmen wurden nicht mehr verkauft oder verlegt, sondern blieben in Familienbesitz. Zudem entstand ein leistungsstarker Finanzmarkt.
Die Europäische Kommission lobt den schwedischen Kapitalmarkt, der europaweit als Vorbild gilt. In zehn Jahren gingen dort 501 Unternehmen an die Börse – mehr als in den großen EU-Volkswirtschaften zusammen. Die Financial Times titelte anerkennend: „How Sweden’s stock market became the envy of Europe“.
Reichtum wird geschätzt, nicht bekämpft
Während in vielen Ländern das Vermögen der Reichen kritisch betrachtet wird, denken die Schweden anders. Zwei Umfragen des Instituts Ipsos MORI zeigen: Die Bevölkerung sieht Wohlstand überwiegend positiv.
Nur 32 Prozent fordern sehr hohe Steuern für Reiche. Selbst in niedrigen Einkommensgruppen lehnt die Mehrheit überzogene Belastungen ab. Laut einer Erhebung des Pew Research Center zählt Schweden zu den Ländern mit der geringsten Wahrnehmung sozialer Ungleichheit als Problem.
Historischer Wandel durch wirtschaftliche Vernunft
Schweden war im 19. Jahrhundert eines der ärmsten Länder Europas. Die Einführung der Handelsfreiheit im Jahr 1864 markierte den Beginn eines rasanten Aufschwungs. Zwar brachte die sozialdemokratische Politik nach dem Zweiten Weltkrieg wirtschaftliche Rückschritte, doch spätestens mit dem Ende der Erbschaftsteuer begann eine neue Ära.
Heute besteht parteiübergreifend Einigkeit darüber, dass Vermögen nicht durch Besteuerung, sondern durch Unternehmertum seinen Wert für die Gesellschaft entfaltet. Das spezielle Eigentumsmodell in Schweden – geprägt durch starke Bindung von Kapital und Unternehmensführung – verstärkt diese Entwicklung zusätzlich.
Schweden beweist, dass die Abschaffung der Erbschaftsteuer nicht zu wachsender Ungleichheit führt, sondern zu mehr wirtschaftlicher Dynamik. Wer unternehmerischen Erfolg fördert, stärkt den Wohlstand aller. Die Erbschaftsteuer bremst diesen Prozess – ihr Verzicht kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
Lesen Sie auch:
- Schweden startet den Bau eines unterirdischen Endlagers für radioaktiven Abfall
- Schwedens Energieministerin legt mit der Kritik an der deutschen Energiepolitik nach
- Schweden fördert Kernkraft: Elf Kommunen bewerben sich für Pilotprojekte
- Radikaler Kurswechsel in der Umweltpolitik -Schweden hebt Klimasteuern auf