80 Millionen für Fledermäuse – Artenschutz lässt Kosten der Hermann-Hesse-Bahn explodieren

Die Reaktivierung der Hermann-Hesse-Bahn zwischen dem baden-württembergischen Calw und Renningen zeigt, wie stark Fledermäuse den finanziellen Rahmen eines öffentlichen Projekts beeinflussen können. Ursprünglich war die Bahnstrecke mit 49 Millionen Euro kalkuliert, inzwischen liegt die Summe bei 207 Millionen Euro. Fast 40 Prozent der Gesamtausgaben entfallen auf den Artenschutz, also rund 80 Millionen Euro. Diese Kostenexplosion zeigt, wie sehr Naturschutz und Baupraxis in Deutschland aufeinanderprallen (stuttgarter-nachrichten: 10.11.25).


Fledermäuse bestimmen das Tunnelprojekt

In zwei historischen Tunneln bei Hirsau und Forst leben rund tausend Fledermäuse, darunter die kleine Bartfledermaus. Für diese Nachtflieger entsteht ein außergewöhnliches Tunnelprojekt, bei dem eine Betonwand den Lebensraum der Tiere vom Zugverkehr trennt. Das technisch anspruchsvolle Bauvorhaben gilt bundesweit als einmalig, verursacht aber hohe Ausgaben.

Artenschutz treibt Kosten der Hermann-Hesse-Bahn auf Rekordniveau – 80 Millionen Euro für Fledermäuse und aufwendige Schutzmaßnahmen
Artenschutz treibt Kosten der Hermann-Hesse-Bahn auf Rekordniveau – 80 Millionen Euro für Fledermäuse und aufwendige Schutzmaßnahmen

Neben der neuen Tunnelkonstruktion entstehen Ersatzquartiere, Biotope, Nistkästen und Fledermaustürme. Diese umfangreichen Maßnahmen treiben die Preissteigerung zusätzlich voran. Jede einzelne Maßnahme muss EU-rechtlichen Vorgaben entsprechen, was den Naturschutz teuer und komplex macht.

Millionen für Naturschutz statt Mobilität

Laut dem Bund der Steuerzahler gehört die Hermann-Hesse-Bahn inzwischen zu den teuersten Infrastrukturprojekten im Land. Der reine Schutz der Fledermäuse kostet mehr als das ursprünglich veranschlagte Gesamtbudget. Kritiker bemängeln, dass der finanzielle Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht.

Befürworter betonen jedoch, dass die Bahn langfristig CO₂ spart und die Region an das Schienennetz anbindet. Dennoch sorgt die massive Kostenexplosion für Diskussionen. Viele fragen sich, ob eine einzige Tiergruppe – so schützenswert sie auch ist – derart hohe Summen rechtfertigt.


Bauvorhaben mit Symbolkraft

Trotz der Kritik schreitet das Bauvorhaben voran. Der Betrieb der Bahnstrecke soll Anfang 2026 starten. Die Verantwortlichen sehen darin ein Symbol für umweltgerechten Fortschritt. Doch während der Fokus auf Naturschutz und Fledermäuse liegt, geraten Wirtschaftlichkeit und Effizienz zunehmend ins Hintertreffen.

Die Hermann-Hesse-Bahn zeigt exemplarisch, wie ambitionierte Umweltauflagen Projekte in neue Dimensionen treiben. Wenn der Schutz weniger Gramm schwerer Nachtflieger fast die Hälfte der Projektkosten ausmacht, stellt sich unweigerlich die Frage nach Maß und Vernunft.

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