Der Ausbau von Wasserstofftankstellen in Bayern hat in den vergangenen Jahren enorme Summen verschlungen. Mehr als 66 Millionen Euro Steuergeld flossen in Projekte, die laut Kritikern kaum Wirkung zeigen. SPD-Politiker Florian von Brunn spricht von einem klaren Missverhältnis zwischen Investitionen und tatsächlicher Nachfrage. Nach seiner Einschätzung fließt Steuergeld in Tankstellen, die fast niemand nutzt. Besonders Elektrofahrzeuge hätten sich längst als dominierende Technologie etabliert (br: 05.09.25).
Kaum Fahrzeuge, teure Wasserstofftankstellen
Die Zahlen belegen die Diskrepanz. Laut Kraftfahrt-Bundesamt fuhren Anfang des Jahres bundesweit nur 263 Lastwagen und 1.802 Pkw mit Wasserstoff. Im ersten Halbjahr kamen lediglich 36 neue Lkw und 43 Pkw hinzu. Im gleichen Zeitraum rollten jedoch über 10.000 batterieelektrische Lkw und fast 250.000 Elektrofahrzeuge auf die Straßen. Von Brunn nennt diese Bilanz ernüchternd und fordert, Fördergelder stärker in Bereiche wie Batterieforschung oder industrielle Nutzung umzulenken.

Das bayerische Wirtschaftsministerium widerspricht. Man betont, dass der Bund entscheidende Förderprogramme gestrichen habe. Diese Lücke habe das Vertrauen der Branche erheblich belastet. Außerdem liege die Batterietechnik schon weiter vorn, wodurch Elektrofahrzeuge günstiger seien. Für wasserstoffbetriebene Modelle bestehe daher ein höherer Bedarf an Fördergeldern.
Ministerium verteidigt die Ausgaben
Nach Angaben des Ministeriums liefen die bayerischen Programme Ende 2024 aus. Zuwendungsbescheide für insgesamt 30 Wasserstofftankstellen seien erteilt. Fünf davon gingen bereits in Betrieb, weitere Projekte befänden sich in Umsetzung. Eine neue Förderrunde sei nicht vorgesehen. Für Hubert Aiwanger ergänzen sich Wasserstofffahrzeuge und Elektrofahrzeuge. Beide Technologien seien notwendig, um langfristige Klimaziele zu erreichen.
Die Ampelkoalition in Berlin treffe aus Sicht des Ministeriums ebenfalls Verantwortung. Deren abrupte Entscheidungen bei Förderprogrammen hätten Betreiber und Hersteller verunsichert. Gerade im Vergleich zu etablierten Elektrofahrzeugen brauche der Aufbau einer alternativen Wasserstoff-Infrastruktur mehr Kontinuität.
Experten empfehlen Kurswechsel
Fachleute mahnen dennoch an, die Situation neu zu bewerten. Richard Hanke-Rauschenbach, Professor an der Universität Hannover, bezeichnete die frühere Anschubförderung als „eine gute Sache“. Vor zehn bis 15 Jahren habe Wasserstoff als einziger Ausweg gegolten. Heute sei die Batterie jedoch so leistungsfähig, dass selbst Busse in schwierigen Regionen mit Elektrofahrzeugen betrieben werden können. Daher erscheine es jetzt sinnvoll, Fördergelder neu zu gewichten.
Die Fortschritte in der Batterietechnik hätten Entwicklungen ermöglicht, die früher kaum denkbar gewesen seien. Für Hanke-Rauschenbach liegt der richtige Zeitpunkt vor, um Steuergeld anders einzusetzen. Dennoch betont er, dass Wasserstoff weiterhin eine Rolle spiele – insbesondere dort, wo hohe Reichweiten oder extreme Lasten gefragt sind.
Zukunft von Wasserstofftankstellen bleibt offen
Der Experte beschreibt ein Zusammenspiel aus Batterie, Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen. Kurze Strecken und kleinere Lasten decken Elektrofahrzeuge am besten ab. Bei anspruchsvolleren Distanzen eigne sich Wasserstoff, während Schiffe und Flugzeuge eher auf synthetische Treibstoffe angewiesen sind. Wasserstofftankstellen bleiben damit ein Teil der Strategie, um Klimaziele im Verkehrssektor zu sichern.
Ob sich die aktuelle Kostenlage ändert, hängt nach Einschätzung des Experten von den Strompreisen ab. Sollten erneuerbare Energien extrem günstig werden, könnten sowohl Wasserstoff als auch synthetische Kraftstoffe plötzlich wettbewerbsfähig sein. Für den Moment dominieren Elektrofahrzeuge den Markt, während die hohen Ausgaben für Wasserstofftankstellen in Bayern für hitzige Debatten um Steuergeld und Fördergelder sorgen.
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